Makler in Panik: Mit der GroKo droht die Pleite

Als die Jamaika-Sondierungen vergangenen Sonntagnachmittag noch auf der Zielgeraden schienen, begann die Maklerbranche nach Monaten des Bibberns langsam aufzuatmen. Eine Jamaika-Koalition hätte die SPD endgültig auf die Oppositionsbank verbannt. Die SPD-Forderung eines Bestellerprinzips auch beim Immobilienkauf schien bereits Geschichte. Abrupt folgte das Scheitern der Jamaika-Verhandlungen.

Seither herrscht Panik unter Deutschlands Immobilienmaklern: Werden die Sozialdemokraten zur Regierungsbildung zwangsverpflichtet? Für die Immobilienvermittler droht dann der Tiefschlag. Das Wahlprogramm der SPD will das Bestellerprinzip nun auch Immobilienkauf einführen. Im Bereich „Vermietung“ hatte das Gesetz nach dessen Einführung im Juni 2015 bereits etliche Maklerunternehmen in die Pleite getrieben.

Bildet die Union zusammen mit der SPD eine Wiederauflage der GroKo, ist die Einführung des Bestellerprinzips wahrscheinlich. Ein Auszug aus dem aktuellen Wahlprogramm der SPD:
„Mehr Menschen sollen sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen können. Das dient auch einer besseren Alterssicherung. Den Erwerb von Wohneigentum für Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen werden wir durch ein sozial gestaffeltes Familienbaugeld erleichtern. Zusätzliche Belastungen beim Kauf werden wir reduzieren, indem wir das Prinzip „Wer bestellt, bezahlt“ auch für Maklerkosten beim Kauf von Wohneigentum einführen und weitere Nebenkosten senken.

Im Jamaika-Sondierungspapier zur Immobilienpolitik konnte die CDU bereits das Baukindergeld implementieren, eine Unions-Version des Familienbaugeldes. Nachdem die beiden Parteien, CDU und SPD, hier bereits auf „einer Wellenlänge“ argumentieren, wäre es für die SPD leicht, das Bestellerprinzip beim Kauf als speziellen SPD-Akzent nachzuschieben. Die Sozialdemokraten könnten ein bei ihrer Kernzielgruppe populäres Gesetz durchdrücken, das ein großes Medienecho sichert und zudem einer vergleichsweise kleinen Berufsgruppe ernsthaft schadet – einer Berufsgruppe, mit der sich die SPD ohnehin seit Jahrzehnten im Krieg befindet. Die Union war vor der Wahl gegen ein Bestellerprinzip beim Immobilienverkauf, aber die Partei steht derzeit an der Wand. Merkel würde den rettenden Koalitionspartner sicher nicht wegen einiger verstimmter Immobilienmakler vergrätzen.

Ein Maklersterben wäre die Folge: Viele Immobilienmakler würde ein Bestellerprinzip beim Immobilienkauf in die Insolvenz treiben. Ein hoher Prozentsatz der Makler hatte ihren Geschäftsbetrieb nach Einführung des Gesetzes bei Mieten nahezu vollständig auf die Vermittlung von Immobilienverkäufen ausgerichtet. Für den Wohnimmobilienmarkt hätte das Bestellerprinzip beim Immobilienkauf jedoch eine marktbereinigende Wirkung. Der schärfere Wettbewerb in der Maklerbranche würde Immobilienkäufer vermutlich entlasten.
Für Immobilienmakler würde ein Findungsprozess beginnen, denn sie müssten ihre tatsächlich erbrachte Wertschöpfung im Verkaufsprozess definieren, um diese dem Verkäufer in Rechnung zu stellen. Einige Makler arbeiten schon seit Langem nach dieser Prämisse, für die übrigen könnte es eng werden…

Am heutigen Donnerstag spricht (noch-)SPD-Chef und Ex-Kanzlerkandidat Martin Schulz bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor. Obgleich die SPD-Basis weiterhin die Opposition anstrebt, könnte der Druck doch zu groß werden.
Und wie vor fünf Jahren bangen die Makler wieder um ihre Existenz. Sie bibbern und halten den Atem an. Gibt es doch eine GroKo? Kommt es nach dem Treffen von Schulz und Steinmeier tatsächlich zu Sondierungen zwischen Union und SPD, liegt das Zitat von Christian Lindner nahe: Die Chancen wären wohl „Fifty-Fifty“.

Richard Nitzsche ist Immobilienmakler in Frankfurt und MünchenDer Autor: Richard Nitzsche ist Immobilienmakler in Frankfurt und München, Autor des Blogs mietercoach.de und Verfasser  des Ratgebers für Mieter auf Wohnungssuche „Der Mietercoach: Ihre neue Wohnung SUCHEN – FINDEN -BEKOMMEN“ . Er publiziert zudem eine wöchentliche Immobilienmarktkolumne für den Frankfurter Stadtkurier. Schreiben Sie Ihm auf Twitter oder Facebook!

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