Das Wohnungsunternehmen „Deutsche Wohnen“ hat einen Zaun um seine Konzernzentrale errichtet, um sich gegen aggressive Mieter zu schützen. Vorstandschef Michael Zahn beklagt das immer vermieterfeindlichere Klima in Deutschland. Insbesondere die Berliner Linken machen „massiv“ Front gegen Vermieter. Zahn kommentiert, man sehe sich „mit der Wut von Menschen konfrontiert, die bei Wohnungsbesichtigungen leer ausgingen“.
Der neue Zaun um den Unternehmenssitz zeigt plastisch, dass die aufgeheizte Stimmung gegen die Vermieterseite einen bitteren Höhepunkt erreicht hat.
Hass gegen die Vermieterseite
Es wäre zu einfach, allein die Wohnungsnot in den Großstädten als Begründung für den Hass gegen Vermieter anzuführen. Sicher führt das knappe Wohnungsangebot zu harter Konkurrenz unter Mietern. Zahn berichtet von bis zu 100 Mietern, die sich für die Wohnungsangebote des Unternehmens Deutsche Wohnen interessieren. Während die Problematik der explosionsartig wachsenden Großstädte von der Politik verschlafen wurde, änderte sich sich deren Tonalität in der Kommunikation mit der Bevölkerung.
Wie Vermieter-Bashing zum Politikersport wurde
Statt Ursachenbekämpfung zu betreiben, wurde die Vermieterseite an den Pranger gestellt und zum Sündenbock diffamiert. Placebogesetze, wie Mietpreisbremse und Bestellerprinzip, definierten „den Vermieter“ pauschal als gierig und antisozial. Zum Zweck des Stimmenfangs gingen Politiker systematisch auf Vermieter los: Ein fast legendäres Beispiel für Vermieter-„Bashing“ ist der Auftritt des derzeitigen SPD-Chefs Martin Schulz in der ZDF-Sendung: „klartext Herr Schulz“ vom 12.09.2017, in der der damalige Kanzlerkandidat reguläre Mietpreiserhöhungen in der Folge einer Sanierungsmaßnahme als „objektiv Wucher“ und „sittenwidrig“ bezeichnete. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass die kommunale Wohnungsbaugesellschaft dem sich beklagenden Rentnerehepaar bereits drei Ersatzwohnungen angeboten hatte, die die Eheleute abgelehnt hatten. Die Äußerungen von Martin Schulz waren zudem inhaltlich falsch.
Wie die Gesetzgebung die vermieterfeindliche Stimmung anheizte
Die auf Initiative der SPD in der abgelaufenen Legislaturperiode eingeführten Mietpreisbremse ist inzwischen nachweislich gescheitert. Ein Gesetz, das Mieterhöhungen beschränkt, das folglich dem Vermieter eine pauschale Gier unterstellt und diese an den Bürger kommuniziert. Gänzlich vernachlässigt wurde die Steigerung der Kaufpreise auf dem Immobilienmarkt, die sogar in Zeiten niedriger Zinsen höhere Mieten rechtfertigen, wenn der Eigentümer bei der Vermietung kein Verlustgeschäft realisieren will.
Heiko Maas und das Ministerium für Justiz & Verbraucherschutz ignorierten bei der Ausarbeitung des Gesetzes auch die die mieterfreundliche Rechtsprechung, die Vermietung von Wohnraum als Geschäftsmodell kontinuierlich erschwert. Stattdessen wurden dem Vermieter im Rahmen der Einführung des Bestellerprinzips zusätzlich die Maklerkosten bei der Vermietung aufgebürdet. Alternativ kann der Eigentümer seit Juni 2015 den Vermietungsprozess selbst in die Hand nehmen. Ein hoher Arbeitsaufwand beim Mieterwechsel, der nun gänzlich von den unterstellt starken Schultern des Vermieters zu tragen ist. Schon vor der Einführung von Mietpreisbremse und Bestellerprinzip war erkennbar, dass durch die Gesetze kein neuer Wohnraum geschaffen würde. Deren Einführung war somit als Ansatz zur Problemlösung der Wohnungsnot objektiv ungeeignet. Sie dienten ausschließlich dazu, der vermieterfeindlichen Tonalität Ausdruck zu verleihen.
Kampf gegen den Vermieter: Wie sich die Medien selbst instrumentalisierten
Die Medien nehmen die O-Töne der Politik dankbar auf. Zur besten Sendezeit verbreiteten Fernsehkanäle schonungslos Bilder von Mietern, die nach Luxussanierungen aus ihren Wohnungen gemobbt wurden: Mauer durchs Wohnzimmer gebaut oder auf der Massenbesichtigung vom Makler abgezockt – Brot und Spiele für ein Volk, das sich selbst als „abgehängt“ bezeichnet und ein entsprechendes Kreuz auf dem Stimmzettel setzt.
Auf Kriegsfuß mit dem Vermieter: Eigentlich verständlich, oder?
Es ist schwer, Mietern und Interessenten zum Vorwurf zu machen, dass sie nach Jahren kontinuierlicher Gehirnwäsche durch Medien und Politik Aggressionen gegen die Anbieterseite entwickeln. Die Immobilienbranche registriert die gesellschaftlich gefährliche Entwicklung mit Gleichmut: Kein Immobilienprofi wird sein Kerngeschäft allein aufgrund schlechter Stimmung ändern oder verlagern. Aber: 60 Prozent aller deutschen Mietwohnungen werden von Privatpersonen angeboten. Wieviele vermieterfeindliche Gesetze, wieviele Fernsehreportagen über gierige Vermieter, sind für den Privatvermieter noch zumutbar, bevor er sich gegen eine erneute Vermietung und für einen Verkauf entscheidet?
Der Autor: Richard Nitzsche ist Immobilienmakler in Frankfurt und München, Autor des Blogs http://www.mietercoach.de und Verfasser des Ratgebers für Mieter auf Wohnungssuche „Der Mietercoach: Ihre neue Wohnung SUCHEN – FINDEN -BEKOMMEN“ . Er publiziert außerdem eine wöchentliche Immobilienmarktkolumne für den Frankfurter Stadtkurier. Schreiben Sie Ihm auf Twitter oder Facebook!
Ein Gedanke zu “Angst vor aggressiven Mietern: Wohnungsgesellschaft umzäunt Konzernzentrale”