Immobilienwert ermitteln: Die kostenlose Immobilienbewertung online ist mit Vorsicht zu genießen

Für Eigentümer, die ihre Immobilie verkaufen möchten, stellt sich schnell die Frage nach dem Wert des Hauses oder der Wohnung. Schließlich möchte man beim Immobilienverkauf kein Geld verschenken. Das Internet verspricht schnelle Antworten auf die Preisfrage:  Bei Vergleichsportalen und auf Maklerwebsites können Eigentümer ihre Immobilie, ob Haus oder Eigentumswohnung, kostenlos online bewerten lassen. Laut Werbeaussage liegt die Immobilienbewertung nach in wenigen Minuten vor. Ein Vorteil für den Eigentümer: Er muss nicht zum Telefon greifen, Termine mit Maklern oder Gutachten vereinbaren – er kann sich schnell vom heimischen Computer einen Überblick verschaffen und der Service ist außerdem für den potenziellen Verkäufer der Immobilie kostenlos! Scheinbar.

Ihre Daten sind für Immobilienunternehmen bares Geld wert

Tipps und Tricks für die WohnungssucheEs klingt zu schön um wahr zu sein. Der Haken lauert jedoch schon fast offensichtlich. Denn die Bewertung ist nur augenscheinlich kostenlos. Tatsächlich gehen Eigentümer einen Tauschhandel ein: Mit Abschluss der online-Immobilienbewertung stellt der Verkäufer sowohl die Eckdaten seiner Immobilie und seine Adressdaten zur Verfügung. Zusätzlich genehmigt er die Kontaktaufnahme durch den Betreiber der Seite oder die Weitergabe der Daten an Dritte.
Für Makler ist dieser sogenannte „Lead“ bares Geld wert. Der Anruf des Immobilienmaklers lässt normalerweise nicht lange auf sich warten. Der Vermittler wird versuchen, den potenziellen Verkäufer zum Abschluss eines qualifizierten Maklervertrages mit seinem Unternehmen zu bewegen.

Hinter den Kulissen der Online-Bewertungsmaschine

Die Ergebnisse der Onlinebewertung basieren auf durchschnittlichen Verkaufspreisen, die von Verkäufer in den Anzeigen der führenden Immobilienportale für ihre Wohnung oder ihr Eigenheim aufgerufen haben. Die meisten Bewertungstools der Maklerwebsites basieren auf den Datensätzen von Immobilienscout24 oder Immonet. Das Tool wird Maklern von einem Softwareunternehmen zur Verfügung gestellt und in die Unternehmenswebseiten eingebunden. Die Vermittler müssen ein monatliches Nutzungsentgelt und/ oder eine Prämie für jede durchgeführte Onlinebewertung bezahlen. Gleichzeitig erhalten Sie zusätzliche Informationen, die an den potenziellen Kunden mit dem Onlinegutachten nicht versandt wurden. Hierbei handelt es sich beispielsweise um zusätzliche Informationen zur Lage der Immobilie. Diese dienen dazu, die Kompetenz des Maklers im Akquisitionsgespräch herauszuarbeiten und den potenziellen Verkäufer als Maklerkunden zu gewinnen.

Warum die Onlinebewertung ungenau ist 

Beim obligatorischen Telefonanruf wird der Makler dem verkaufswilligen Eigentümer deshalb erklären, dass es sich bei der Kurzanalyse nur um eine indikative Wertermittlung handelt und dass er das Immobilie persönlich in Augenschein nehmen müsse, um eine valide Aussage zum tatsächlichen Marktwert der Immobilie zu treffen. Zwar ist der Vermittler vor allem am Abschluss eines Alleinauftrages interessiert, dennoch behält er mit dieser Aussage zur online-Wertermittlung Recht:

In der Online-Wertermittlung bleiben Eigenheiten der Immobilie unberücksichtigt, die den Verkaufspreis stark beeinflussen können: Beispielsweise lässt sich für Entwicklungspotenzial des Grundstücks eine satte Prämie auf den Immobilienwert erzielen, Querelen in der Eigentümergemeinschaft können sich negativ beim Verkauf einer Eigentumswohnung negativ auswirken. Beide Angaben kann das Bewertungstool nicht akkurat erfassen.

Das Fazit zur Immobilienbewertung online

Die Online-Bewertung liefert eine erste Indikation zum Marktwert der Immobilie. Es ist nahezu gleichgültig, auf welcher Website die Bewertung durchgeführt wird, weil die Datenbasis im Regelfall identisch oder zumindest ähnlich ist. Den Fachmann kann die online-Marktwertermittlung dennoch nicht ersetzen. Wer den Kontakt zu Maklerhäusern scheut, sollte auch von der Online-Wertermittlung Abstand nehmen, denn die erhobenen Daten werden zur Kundenansprache / Akquisition genutzt und möglicherweise auch an Drittunternehmen weitergegeben.

Richard Nitzsche ist Immobilienmakler in Frankfurt und MünchenDer Autor: Richard Nitzsche ist Immobilienmakler in Frankfurt und München, Autor des Blogs http://www.mietercoach.de und Verfasser  des Ratgebers für Mieter auf Wohnungssuche „Der Mietercoach: Ihre neue Wohnung SUCHEN – FINDEN -BEKOMMEN“ . Er publiziert außerdem eine wöchentliche Immobilienmarktkolumne für den Frankfurter Stadtkurier. Schreiben Sie Ihm auf Twitter oder Facebook

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