Immobilienkredite: Tickende Zeitbomben?

Tickt in den Bankenbilanzen die große Immobilien-Bombe? In einer dramatischen Warnung an Deutschland weisst der EU-Systemrisiko-Rat auf die Gefahren hin, die sich durch den aufgeblähten Immobilienmarkt in den Ballungszentren ergeben. In den vergangenen Jahren haben die Immobilienpreise in deutschen Großstädten stark angezogen. Zudem haben deutsche Banken die Vergabe von Wohnungsbaukrediten an private Haushalte kontinuierlich ausgeweitet. Laut Monatsbericht der Bundesbank (November) sind die Buchkredite an private Haushalte im dritten Quartal 2019, verglichen mit dem Vorjahreswert, um 3,5 Prozent gestiegen. Der jüngste Zuwachs ist dabei nur die derzeitige Spitze eines Kreditbestandes an private Haushalte, den die Geschäftsbanken seit 2014 kontinuierlich aufblähen.

Immobilienkredite: Schuldentragfähigkeit der Kreditnehmer ist nicht einschätzbar

Richard Nitzsche: Makler und Autor von Mietercoach.de
Richard Nitzsche (M.Sc.) studierte Finance & Economics  in Frankfurt und Colorado Springs (USA). Er ist  Immobilienmakler und Autor des Blogs mietercoach.de und des gleichnamigen Ratgebers für Mieter auf Wohnungssuche.

 Aber können sich sich die privaten Anleger ihre Immobilienkredite überhaupt noch leisten? Davon nicht überzeugt scheinen die EZB-Risikowächter: Der EU-Systemrisiko-Rat befürchtet eine zunehmend laxere Kreditvergabepraxis durch die Geschäftsbanken, kritisiert die fehlende Überwachung von bankeninternen Kreditvergabestandards: Der Ausschuss warnt vor bestehenden Datenlücken. Mangels belastbarer systematischer Informationen sei es aktuell unmöglich, „die Schuldentragfähigkeit der Kreditnehmer entsprechend einzuschätzen“, heisst es dazu im Ende November erschienenen Bericht zur Finanzstabilität 2019 der Bundesbank. Nach den Preisanstiegen der vergangenen neun Jahre habe die Gefahr zugenommen, dass Kreditnehmer und Kreditgeber die positive Entwicklung fortschreiben. Das Papier der Bundesbank untermauert: „Kreditnehmer und Kreditgeber überschätzen gegebenenfalls jeweils die Werthaltigkeit von Wohnimmobilien als Kreditsicherheiten und die durch steigende Preise erwartete Vermögensentwicklung.“  Der Monatsbericht befragt Geschäftsbanken zum steigenden Bedarf nach Immobilien-Crowdinvesting mit BERGFÜRSTWohnungsbaukrediten. Die historisch tiefen Zinslevels (in Q3 1,2 Prozent für lange Zinsbindungsfristen) beflügeln die Kreditnachfrage, heisst es, „Hinzu kam, dass die privaten Haushalte die Aussichten auf dem Wohnungsmarkt sowie die Entwicklung der Preise für Wohneigentum weiterhin positiv einschätzen.“

Steht die Immobilienkrise vor der Tür?

Klopft die nächste Immobilienkrise praktisch schon an die Haustür des gerade erst erworbenen Eigenheims oder der vermietet erworbenen Eigentumswohnung? Die Berichte und Expertenvorhersagen über ein Ungleichgewicht auf dem Immobilienmarkt scheinen sich rasant zu mehren. Der Autor und Ökonom Marc Friedrichs tourt mit seinem Bestseller „Der größte Crash aller Zeiten“, durch Talkshows und Bühnen der Republik. Wirtschaftsexperte Dirk Müller schreibt vom „Machtbeben“ und prognostiziert die „größte Wirtschaftskrise aller Zeiten“. Schwarzmaler oder Propheten? Investoren bezweifeln die gewagten Thesen, der DAX notiert zum Beginn der KW 51 über 13.300 Punkten und markiert ein Jahreshoch. DIW-Präsident Marcel Fratzscher hält die Unkenrufe für „Schwarzmalerei“ und sieht keine wissenschaftliche Basis in den Aussagen. Zum Ende des Börsen- und Wirtschaftsjahres 2019 lohnt es sich, auf die Details zu schauen.
Was denken Sie – glauben Sie an Propheten? 

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