Wirtschaftskrise: Wie hart trifft Deutschland die Corona-Rezession?

Wie empfindlich treffen die Auswirkungen des Coronavirus die deutsche Wirtschaft? Eine Rezession sei unvermeidbar, glaubt die Bundesbank. „Das Abgleiten in eine ausgeprägte Rezession ist nicht zu verhindern.“, heisst es im Monatsbericht März 2020. Die Auswirkungen von COVID-19 werden „mindestens so schlimm wie während der Finanzkrise, möglicherweise schlimmer“, zitiert das Redaktionsnetzwerk Deutschland die IWF-Direktorin Kristalina Georgieva.

„Beispiellose Unsicherheit“ über die Entwicklung der deutschen Wirtschaft

Die konjunkturelle Entwicklung sei „von beispielloser Unsicherheit gekennzeichnet“, schreibt die Bundesbank weiter, die Erholung werde erst dann einsetzen, wenn die Pandemiegefahr wirksam eingedämmt sei. Unzählige Arbeitnehmer fürchten aktuell um ihre Jobs, sind in Kurzarbeit. Unternehmer, Soloselbständige und Kleinbetriebe bangen um ihre Existenz. Die Wirtschaftsweisen prognostizieren ein V-förmiges Szenario, dem steilen Konjunktureinbruch folge eine steile Erholung, berichtet der Stern. Die Uhr tickt: Dauere der Shutdown sieben Wochen und die Erholung fünf Wochen, seien die Auswirkungen vergleichbar mit den Effekten der Finanzkrise 2008/2009, glaubt ein Ökonom Lars Feld. 

Richard Nitzsche: Makler und Autor von Mietercoach.de
Richard Nitzsche (M.Sc.) studierte Finance & Economics in Frankfurt und Colorado Springs (USA). Nitzsche ist  Immobilienmakler und Autor des Blogs mietercoach.de, sowie des gleichnamigen Ratgebers für Mieter auf Wohnungssuche. Er kommentiert für Sie aktuelle Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt.

Folgen des Coronavirus: Volkswirtschaftlich kaum einschätzbar

Aus volkswirtschaftlicher Sicht handelt es sich um ein bislang einmaliges Experiment, das aktuell einfach zu viele Variablen bildet, um annähernd berechenbar zu werden. Am stärksten betroffen seien „binnenwirtschaftlich orientierte, konsumnahe Dienstleistungsbranchen“, schreibt die Bundesbank: Messebetriebe, Luftfahrtunternehmen, Gastgewerbe und die Unterhaltungsbranche zählen zu den ersten Verlierern der Krise.  

In der exportorientierten deutschen Wirtschaft werden auch die Betriebe leiden, die mit Nachfrageeinbrüchen aus dem von der Pandemie geplagten Ausland konfrontiert werden. Aber auch Lieferengpässe durch ausbleibende Importe könnten zu Produktionsengpässen und Stillstand im Inland führen.

Neuordnung des Binnenmarktes: Verschiebung der Nachfrage

Die Corona-Rezession wird nicht nur Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Produktivität haben, sie wird auch – nach ihrem Abklingen – inländische Branchen untereinander neu ordnen. Verbraucher könnten während des Coronavirus ihre Denkmuster und Verhaltensweisen ändern. Wird die große Masse der Verbraucher jemals wieder einen Restaurant- oder Kinobesuch so unbeschwert erleben können, so wie dies im Allgemeinen vor der Coronakrise zelebriert wurde?
Läuft das Verbraucherverhalten auf neue Muster, gar auf eine vollständige Neuausrichtung des Konsums nach der Krise hinaus? Bleibt die Reise ins Ausland ein Statussymbol oder wird sie im neuen Mindset des Verbrauchers zum notwendigen Übel für Geschäftsreisende?

Die Coronakrise eröffnet Teilsegmenten der Volkswirtschaft Chancen

Welche Industrien könnten von den Auswirkungen der Krise auf die Denkmuster der Verbraucher profitieren? Die Krise hält zweifelsohne Chancen bereit für digitale Dienste: Netflix, amazon oder Disneyplus erleben derzeit Neuanmeldungen im Übermaß. Die Kanzlerin lobt die Videokonferenz als aktuelles Mittel der Wahl – wird sich hier ein flächendeckendes Umdenken in Politik und Wirtschaft einstellen, das Geschäftsreisen überflüssig macht?  

Politische Krisenrettung: Wie sinnvoll sind umfangreiche Staatshilfen?

Schließlich sollte auch die Sinnhaftigkeit des umfangreichen Straußes der Wirtschafts- und Staatshilfen zumindest einmal diskutiert werden. Wäre das Coronavirus nicht ein längst überfälliger Auslöser gewesen, um die schumpeterische Zerstörung des Wirtschaftssystems einzuleiten. Können und sollten wir mit der beschriebenen V-förmigen Kurve genau an der Stelle wieder Fahrt aufnehmen, an der die Wirtschaft vor der Krise gestoppt wurde?

Wie ökonomisch zielführend ist es eigentlich, das 1-Mann-Messebauunternehmen oder den lokalen Teeladen zu retten? Sollten Unternehmen für schlechtes Wirtschaften oder gar ein wenig tragfähiges Geschäftsmodell auch noch mit Staatshilfen in der Krise belohnt werden? Wie könnte es sonst möglich sein, dass ein Unternehmer in den zurückliegenden, ökonomisch goldenen Jahren – die außerdem von ultraniedrigen Zinsen für Kredite bzw. Investitionen geprägt waren – keine Reserven zumindest für einige Monate aufbauen konnte?

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Der Konjunkturzyklus lief schon vor dem Coronavirus seinem Ende entgegen!

Erinnern wir uns an den Stand vor zwei Monaten, der Konjunkturzyklus neigte sich ohnehin dem Ende entgegen, mit einer Rezession hatten Volkswirte auch ohne den exponentiellen Effekt des Coronavirus gerechnet. 

Wird es der Volkswirtschaft wirklich helfen, wenn die beschriebenen Unternehmen mit neuer Liquidität ausgestattet einige weitere Monate dahinsiechen, während die Nachfrage nach dem Unternehmenszweck (Dienstleistung oder Produktverkauf) im Sog der gesamtwirtschaftlich abflauenden Leistungsfähigkeit kollabiert? 

Noch mehr Liquidität im Euro-Währungssystem: Inflation auf dem Vormarsch?

Wie könnte sich diese Geldschwemme auf das Euro-Währungssystem auswirken: Werden die umfangreichen Staatshilfen an Unternehmen, Unternehmer, Angestellte, Mieter wie gewünscht ins Wirtschaftssystem ablaufen und die Inlandsnachfrage wieder befeuern. Dann könnte es gelingen, die Rezession V-förmig zu stoppen. Jedoch wäre aktuell auch ein gegenteiliges Szenario denkbar: Während der Verbraucher aufgrund der allgemeinen Unsicherheit, aus Angst um seinen Job, eben doch nicht oder nur selektiv waren kauft, bündelt sich die Liquidität an einigen wenigen Eckpunkten der Volkswirtschaft. Verständlich: Wer wird im Angesicht des drohenden Arbeitsplatzverlusts einen neuen PKW erwerben; Auslandsreisen sind ohnehin in naher Zukunft nicht erstrebenswert. Wird die Bank den geplanten Hauskauf noch finanzieren, wenn der Verbraucher in von der Krise getroffenen Branchen arbeitet – wenn der Kreditnachfrager vielleicht als Disponent bei einer Airline arbeitet oder als Buchhalter bei einer Gastro-Kette, oder in einem Zulieferbetrieb für die Exportindustrie? Noch ernster werden die Verwerfungen, wenn die Nachfrage nach Gütern vorhanden ist, aber keine Güter nachkommen: Der SWR berichtet am 23.03.2020 über „Explodierende Lebensmittelpreise“ im Zuge der Coronakrise. Die Inflation bleibe aber insgesamt unverändert, schreibt die Zeit am 13.03.2020, fallende Ölpreise gleichen gestiegene Lebensmittelpreise aus. Noch.

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