Seit März wütet die Coronakrise. Nun erreichen den Immobilienmarkt erste messbare Zahlen zu den Auswirkungen der Coronapandemie: Die Immobilienbranche beschäftigt in dieser Woche eine Meldung des Maklerunternehmens Savills. Die Transaktionsvolumina von Wohn- und Gewerbeimmobilien seien durch die COVID-19-Pandemie „messbar“ eingebrochen. „Das mit Wohn- und Gewerbeimmobilien erzielte Transaktionsvolumen belief sich auf gut 2,3 Mrd. Euro. Damit war der April 2020 der umsatzschwächste Monat seit August 2012“, schreibt der Gewerbemakler. Insbesondere Transaktionen mit Einzelvolumina von weniger als 25 Millionen Euro seien rückläufig. Im Regelfall waren die Umsätze im April doppelt so hoch. Auch bei großvolumigeren Immobilientransaktionen sei ein Rückgang möglich, jedoch haben diese eine längere Vorlaufzeit, sodass sich der Schock im Markt erst mit Zeitverzug erkennen lasse.
Wie wahrscheinlich ist eine zweite Welle?
Während auf den Immobilienmarkt nun die erste Corona-Welle zurollt, arbeiten sogenannte „COVIDIOTS“ (Trending-Twitter-Hashtag am Sonntag) eifrig am Lostreten einer zweiten Pandemiewelle in Deutschland. Tausende Demonstranten und Coronapöbler versammelten sich am Wochenende in den Großstädten. Zu einer mit 80 Teilnehmern gemeldeten Demonstration in München erschienen rund 3000 Teilnehmer, berichtete eine Journalistin von WELT am Montagmorgen. Man habe „zum Spass“ Bierflaschen weitergegeben und sich angehustet. Während Länderchefs, allen voran Armin Laschet (CDU), augenscheinlich gegen den Willen des Kanzleramts, Öffnungsmaßnahmen vom Lockdown durchsetzen, während begeisterte Sportfreaks in der Nacht zum Montag die Fitnessstudios im Rheinland stürmen, steigt die Reproduktionszahl (R) wieder über 1. Bei der Maßzahl handelt es sich jedoch um einen nachlaufenden Indikator, der die Reproduktion des Virus misst, so wie sich diese vor zwei Wochen zugetragen hat. In Unterstellung wissenschaftlicher Plausibilität der veröffentlichten Angaben ist es schwer vorstellbar, dass der Wert R in weiteren zwei Wochen verglichen mit dem aktuellen Ergebnis stabil geblieben oder gesunken sein wird.
Am Wochenende erreichten Deutschland Berichte, nach denen im südkoreanischen Seoul die Lockdown-Beschränkungen aufgrund neuer Infektionen wieder hochgefahren werden. Auch Südkorea schien das Virus zunächst „unter Kontrolle“ gebracht zu haben. Wäre verrückt, pessimistisch oder ein unlogischer Denker, wer aktuell mit einer zweiten Corona-Infektionswelle rechnet?

Was bedeuten die COVIDIOTS für den Immobilienmarkt?
Die Bank for International Settlements (BIS) analysierte im Rahmen eines ökonomischen Modells in einer Anfang April erschienenen Studie die Folgen für die Weltwirtschaft. Eine besondere Gefahr für die Weltwirtschaft ging in der Betrachtung von der „zweiten Welle“ aus. Sämtliche mir bekannten Studien, die sich mit der Contagion in den Immobilienmarkt befassen, sagen unisono (ungeachtet ihrer zuweilen pessimistischen oder auch optimistischeren Prognosen) voraus, dass die Schwere der Rezession der Gradmesser für den Nachfrage- und Preisknick auf dem Immobilienmarkt darstellen wird.
Politisches Risiko steigt mit der Intensität der gesamtwirtschaftlichen Verwerfungen
Zu den Auswirkungen der Coronapandemie addiert sich das politische Risiko für Immobilieninvestoren, das mit zunehmenden Vermögensverwerfungen bei den geringeren Einkommen durch Arbeitslosigkeit weiter steigen wird. Insbesondere Unternehmen und Privatpersonen, die im Wohnungsmarkt investiert sind, dürfen sich nicht allein wegen der aktuell wütenden Eisheiligen nun warm anziehen:
„Uns stehen knallharte Verteilungskämpfe bevor“, sagt die Parteivorsitzende der Linken Katja Kipping am Montagabend in „Hart aber Fair“, ein Einspieler ruft die Funktion des sogenannten Lastenausgleichs als politisches Instrument nach dem zweiten Weltkrieg zurück ins Gedächtnis.
Makler: Immobilieninvestoren weiterhin in Kauflaune
Und trotzdem erreichen mich weiterhin nahezu täglich Anfragen von kaufwilligen Immobilieninvestoren. Von der Eigentumswohnung als Kapitalanlage, über die Suchanfragen zu Mehrfamilienhäusern bis hin zum Wohnportfolio sind Immobilieninvestments im Segment Wohnen weiterhin gesucht. Einige betonen sogar den „langfristigen Anlagehorizont“, man möchte sein Immobilienportfolio gerade aus diesem Grund jetzt „umfangreich erweitern.“ Ich bewundere den Optimismus meiner Kunden.
WEITERE MELDUNGEN AUS DEM IMMOBILIENMARKT
Die folgenden Themen haben Marktteilnehmer im deutschen Immobilienmarkt in dieser Woche außerdem bewegt:
Expertenmeinung: Bedeutung der eigenen Immobilie steigt
Gerade mit der Coronakrise steige die Bedeutung der eigenen Immobilie, schreibt Focus Online und bezieht sich auf eine Expertenaussage. Immobilieneigentümer könnten aufatmen. Zwar sei es möglich, dass Kaufinteressenten ihre Suche aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit aufschieben und dass sich Kreditvergabestandards ändern, jedoch werde dies nicht zum Preiskollaps führen – im Gegenteil: „Preise werden unter Betrachtung der emotionalen Faktoren eher anziehen.“
Kreise: Maklergesetz könnte diese Woche verabschiedet werden
Kreise berichten am Montagmorgen, das geplante Maklergesetz zur Provisionsteilung sei nun auf dem Weg und könnte noch diese Woche im Bundestag verabschiedet werden. Ursprünglich wollten die Sozialdemokraten die Einführung eines Bestellerprinzips beim Immobilienverkauf analog der Regelung im Segment „Wohnugnsvermietung“ durchsetzen, die SPD war jedoch am Widerstand in der Union gescheitert. Das geplante Gesetz zur Provisionsteilung wurde von der Maklerbranche geradezu begrüßt. Diverse Medien zweifeln die Wirksamkeit der geplanten Reform an. Auch auf Mietercoach ist zu dem Thema Provisionsteilung ein ausführlicher Kommentar erschienen.
Das Bestellerprinzip kommt nicht: Abgesang auf eine gute Idee
Immobilienbesichtigungen nach Lockerungen möglich
Das Onlinemagazin „AssCompact“ schreibt, Immobilienbesichtigungen mit Makler oder Eigentümer seien „generell erlaubt“, die tolerierte Teilnehmerzahl könne in den einzelnen Bundesländern jedoch variieren. Die Hygiene-Regeln seien bei Immobilienbesichtigungen strikt zu beachten.
Immobilien Buchtipps: Die besten Bücher für Immobilien-Geeks
Immobilien-Themen aus den vergangenen Wochen
Berichte aus dem Immobilienmarkt: Alle Wochenberichte im Überblick
Zu den Immobilien-Themen (KW 19/2020): Nach der Corona-Pandemie: Immobilieninvestoren befürchten Enteignung
Zu den Immobilien-Themen (KW 18/2020): Immobilien: Investoren suchen die Chancen der Coronakrise
Zu den Immobilien-Themen (KW 17/2020): Wohnungsmarkt: Alles beim Alten – nur anders!
Zu den Immobilien-Themen (KW 16/2020): Corona killt Kaufpreise: Immobilienboom beendet
Zu den Immobilien-Themen (KW 15/2020): Coronakrise: Branche erwartet fallende Immobilienpreise – Immobilienmarkt vor dem Crash?
Ein Gedanke zu “Rückläufige Transaktionsvolumina: Coronavirus infiziert Immobilienmarkt – (Immobilien-Themen KW20/2020)”