Ist Corona doch nicht so schlimm? Die Wirtschaft erholt sich, Immobilienpreise klettern – Immobilienmarkt weiter in der Rallye (Immobilien-Themen der KW 32/2020)

Sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie doch weniger dramatisch, als bisher angenommen? Gute Neuigkeiten erreichen uns in dieser Woche aus der Wirtschaft: Die Autoindustrie sei bei 90 Prozent der Auftragseingänge verglichen mit dem Niveau vor der Krise angekommen, meldet das Handelsblatt im täglichen Morning-Briefing.

Insgesamt hätten die Auftragseingänge um 28 Prozent zugelegt. Ökonomen hoffen nun auf einen V-förmigen Krisenverlauf – dramatischer Absturz, explosionsartige Erholung der Wirtschaftsleistung. Das Handelsblatt zitiert den Wirtschaftsweisen Lars Feld, der Aufschwung sei bereits eingetreten. „Wir müssen nur dafür sorgen, dass er nicht durch eine zweite Infektionswelle abgewürgt wird und insgesamt dynamisch ausfällt.“ Auf dem Immobilienmarkt muss man die Folgen von Corona noch suchen, denn die Preise klettern weiter, die Rallye präsentiert sich ungebrochen. Berechtigt fragen sich jetzt Marktteilnehmer, Investoren und die breite Allgemeinheit, ob uns die Auswirkungen von Corona doch „weniger schlimm“ treffen könnten. Die wieder steigenden Infektionszahlen der letzten Tage werden bei dieser der Freudschen Unterstellung wohlwollend weg-ignoriert: Wie gerne würden sich wohl auch rationale Ökonomen und studierte Empiriker der Illusion der vergangenes Wochenende demonstrierenden Corona-Leugner hingeben und ihnen Glauben schenken. Ich selbst ertappe mich zuweilen in stiller Hoffnung… 

Richard Nitzsche: Makler und Autor von Mietercoach.de
Der Autor: Richard Nitzsche (M.Sc.) ist Immobilienmakler in Frankfurt und München. Er kommentiert für Sie wöchentlich aktuelle Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt. Folgen Sie diesem Blog und erhalten Sie Beiträge direkt via E-mail in Ihr Postfach.

Und doch könnte die Furcht vor der berüchtigten zweiten Corona-Welle schnell zur Realität werden. Schon den zweiten Tag in Folge meldet das Robert-Koch-Institut heute mehr als 1000 Neuinfektionen.

Steigende Fallzahlen: Falsche Sicherheit im Umgang mit dem Virus?Experten warnen vor einer „Falschen Sicherheit“, die sich im Denken der Bevölkerung eingenistet haben könnte. Tatsächlich wird auch dem interessierten Beobachter deutlich, dass die Furcht vor einer Virusinfektion bei vielen Bundesbürgern nicht besonders groß sein kann. Der Mundschutz wird lässig unterm Kinn getragen, oder mit „Nase raus“, weil es doch bequemer ist. Auf ihre Verfehlung hingewiesen, zeigen Mundnasenschutz-Muffel häufig Aggressionsgebaren statt Einsicht, wenn sie zum korrekten Tragen ermahnt werden. Persönlich finde ich falsches oder gar kein Tragen des Mundnasenschutzes ein anti-soziales Verhalten. Es ist bekannt, dass das Virus auch weitergegeben werden kann, wenn der Träger selbst nicht erkrankt ist. Gerade in dieser Woche wurden weitere Studien zu potenziellen Spätfolgen publiziert. Diese sind noch nicht absehbar. Ungewiss ist auch, ob Personen mit leichtem Verlauf Spätfolgen erleiden und wann diese eintreten: In einem Monat, in zehn Jahren? Die eigene Gesundheit aus Bequemlichkeit aufs Spiel setzen ist zwar nicht klug, aber gehört zur persönlichen und individuellen Freiheit. Diese Entscheidung selbständig für einen Dritten zu treffen, hat in einer Gesellschaft mit unserem Menschenbild in meiner persönlichen Wahrnehmung nichts verloren und sollte deshalb scharf bestraft werden. 

Immobilienpreise steigen weiter: Immobilienrallye macht (noch) keine Corona-Verschnaufpause
Corona-Auswirkungen sucht man im Immobilienmarkt derzeit (noch) vergebens. Ein Artikel der FAZ wurde unter Marktteilnehmern der Immobilienbranche in dieser Woche häufig geteilt und diskutiert: Die FAZ meldet am 3.08., eine Fortsetzung des Preisanstieges bei Häusern und Wohnungen. Das Blatt bezieht sich auf die Deutsche Presseagentur und eine Studie des Portals Immobilienscout24 und eines Hamburger Analyseinstituts. Die Preise von Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern seien zuletzt sogar nahezu im selben Verhältnis gestiegen. Klar ist jedoch, dass der Immobilienmarkt ökonomische Trends nachlaufend adaptiert und umsetzt. Ein deutscher Hauseigentümer wird zunächst seine Reserven aufbrauchen, sich dann Geld leihen und erst im letzt-möglichen Moment über den Verkauf seiner Immobilie nachdenken. Der Mieter ohne Job weiß, dass er nach einer Corona-bedingten Kündigung Probleme bekommen wird, ohne Arbeitsplatz eine neue Wohnung zu finden. Auch er wird den Vermieter zunächst aus seinen Reserven bedienen, mobile Vermögenswerte versetzen, sich von Freunden Geld leihen und erst dann  – wenn sämtliche Optionen ausgeschöpft sind – die Miete säumig bleiben und die Mietzahlung einstellen. Im Umkehrschluss muss dieses Worst-Case-Szenario nicht eintreten wenn sich die Wirtschaft V-förmig erholt. 

Preisrückgang im Häusermarkt: Eigennutzer lauern auf ihre Chance
Viele Käufer hoffen ihrerseits auf eine Korrektur der Kaufpreise durch die Corona-Pandemie, wünschen sich ein günstiges Eigenheim zum selber nutzen – vielleicht mit großem Garten, der in der heutigen Zeit als Corona-freie Knautschzone an Beliebtheit bei Hauskäufern noch zulegen dürfte. Käufer hoffen, dass die Hauspreise durch einen Preiseinbruch bzw. Preisrückgang erleben demnächst wieder erschwinglich werden. Vergeblich? Viele Fragen, die sich für Immobilienkäufer durch die Corona-Krise ergeben, habe ich in meinem Beitrag Q&A zum Immobilienkauf trotz Corona zu Wochenbeginn diskutiert. Im Zeitalter der pandemie-bedingten Ungewissheit, liegt der letzte Schluss zur Wahrheit in der persönlichen Auslegung des Interpretierenden.

Q&A zum Immobilienkauf trotz Corona: Risiken und Chancen beim Haus- und Wohnungskauf in der Pandemie

Berichte aus dem Immobilienmarkt: Alle Wochenberichte im Überblick

Zu den Immobilien-Themen (KW 31/2020): Ist die Immobilie das bessere Gold?

Zu den Immobilien-Themen (KW 30/2020): Kein Bestellerprinzip: Immobilienmakler bereiten sich auf Provisionsteilung beim Immobilienkauf vor

Zu den Immobilien-Themen (KW 29/2020): Kreditausfälle? Bankenkrise? Und was passiert mit den Immobilienpreisen? Corona-Effekte erreichen Realwirtschaft

Zu den Immobilien-Themen (KW 28/2020): Immobilien: Wird’s durch Corona billiger?

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