In schlecht abgedichteten Gebäuden und Altbauten können sich gefährliche Radon-Anreicherungen bilden. Wenn Sie das radioaktive Gas einatmen, kann es Ihr Leben bedrohen: Radon führt nicht selten zu tödlichem Lungenkrebs! In Deutschland stehen jährlich rund 1900 Todesfälle in Zusammenhang mit dem radioaktiven Gas – weltweit sei Radon sogar für bis zu 16 Prozent aller Lungenkrebstode verantwortlich, weiß Karin Leicht, Sachverständige für Gebäudeschäden. Im Rahmen des jährlichen Gutachterkongresses des Immobilienbewerters Sprengnetter informierte sie die Teilnehmer über die aktuell noch wenig bekannten Gefahren: Ungeschützte Keller können erhebliche Gesundheitsrisiken für Mieter und Bewohner betroffener Immobilien bergen.
Gesundheitsschäden durch radioaktives Radon: Ist meine Immobilie betroffen?
Das radioaktive Gas dringt durch Spalten, kleinste Ritzen im Fundament oder Risse der Bodenplatte in Ihre Immobilie ein, durchströmt den Keller und arbeitet sich über Treppenhäuser und Rohrleitungen bis in die Wohnbereiche vor. Gesundheitsschäden durch das radioaktive Element ergeben sich aus einer regelmäßigen Belastung in den geschädigten Immobilien.
Eintrittspfade von Radon sind schlecht oder gar nicht abgedichtete Keller. Jede Stelle, an der eine Berührung zwischen Gebäude und Erdreich stattfindet, ist ein potenzieller Eintrittskanal für Radongas. Insbesondere alte Gebäude sind gefährdet: Altbaukeller ohne Bodenplatte bieten keinerlei Schutz gegen die Gasansammlungen, jedoch schützen auch Beton-Bodenplatten von Neubauten erst ab einer Dicke von mindestens 20 Zentimeter – und auch nur, wenn sie weder porös sind, noch wenn eine Rissbildung stattgefunden hat.
Ist mein Standort Radon-gefährdet?
Radon ist ein natürliches Gas, das aus dem Zerfall von Uran entsteht. Es kann überall auftreten. Radonvorkommen treten scheinbar zufällig im Erdreich auf, abhängig von den Mineralien, aus denen sich der Boden zusammensetzt. Eine erste Orientierung bietet die Radonkarte des Bundesamts für Strahlenschutz. Diese zeigt an, in welchen Teilen Deutschlands erhöhte Radonvorkommen auftreten – besonders die mineralhaltigen Böden von Gebirgen und Mittelgebirgen weisen eine Häufung an Radonvorkommen auf. Jedoch bedeutet dies nicht, dass Ihre Immobilie vollkommen ungefährdet ist, wenn diese in einem weniger betroffenen Gebiet, beispielsweise im norddeutschen Flachland, gebaut wurde.
Wie erkenne ich eine Belastung mit Radon?
Radon lässt sich mit menschlichen Sinnen nicht erkennen. Es ist vollkommen geruchslos, geschmacklos und nimmt keine Gestalt an. Das Gas lässt sich ausschließlich mit speziellen Messgeräten nachweisen. Das Radongas zeigt sich jedoch unstetig. Als Faustregel gilt: Im Winter ist die Konzentration höher, als im Sommer, ebenso lässt sich nachts eine höhere Belastung messen, als zur warmen Mittagszeit. Um einen exakten Überblick über die Radonbelastung des Gebäudes zu erhalten, sind daher Langzeitmessungen notwendig. Radon- Messgeräte sind nicht günstig, jedoch auch für den Normalbürger jederzeit erhältlich. Beispielsweise auf amazon.de können Interessierte einen Radon-Gas-Detektor bestellen. Wenn Sie die Konzentration von Radon selbst messen, sollten Sie also darauf achten, die Messungen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in Bodennähe durchzuführen.
Gesetzliche Vorgaben: Arbeitgeber, Bauherren und Vermieter müssen seit Ende 2018 gegen Radon sichern
Das 2017 beschlossene Strahlenschutzgesetz klärt in §123 über die zu treffenden Maßnahmen an Gebäuden auf: „Wer ein Gebäude mit Aufenthaltsräumen oder Arbeitsplätzen errichtet“, habe Maßnahmen zu treffen, die den Radoneintritt verhindern. Ebenso sei ein Radonschutz im Regelfall zu gewährleisten, wenn bauliche Veränderungen durchführt, die die Luftwechselrate vermindern. Dazu könnte beispielsweise der Einbau dichterer Fenster durch Ihren Vermieter zählen.
Wann ist ein Gebäude als Radon-belastet?
Die Radon-Belastung wird in Becquerel gemessen. Das Strahlenschutzgesetz schreibt einen Grenzwert für die Aktivitätskonzentration von 300 Becquerel pro Kubikmeter vor – jedoch steigt das Lungenkrebsrisiko bereits ab einem Wert von 100 signifikant an. Zum Vergleich: 300 Becquerel entsprechen einem geschätzten Zigarettenkonsum von etwa 16-20 Zigaretten am Tag. Eine Belastung von 148 Becquerell entsprechen noch einem Konsum von etwa 8 Zigaretten am Tag.