Immobilienmakler: Bestellerprinzip beim Immobilienkauf ist nicht vom Tisch!

Das Bestellerprinzip beim Immobilienkauf wurde in den Ampel-Koalitionsverhandlungen heiß diskutiert. Lediglich dem glücklichen Händchen der FDP haben es die Makler zu verdanken, dass sie nicht der nächsten Reform ins Auge sehen. Doch können Sie sich auf die Freien Demokraten dauerhaft verlassen? Oder ist aufgehoben in diesem Fall nur aufgeschoben? Ein Kommentar von Richard Nitzsche

Ehrlicherweise hat es mich überrascht, dass das Bestellerprinzip beim Kauf nicht in den Koalitionsvertrag eingegangen ist. Hier konnte sich die FDP mit ihrer traditionell wirtschaftsliberalen Sicht noch einmal durchsetzen, obgleich die übrige Mehrheit der Koalitionäre die Makler weiter in ihrer Tätigkeit beschneiden will.

Ich vermute, die Vergabe der Ministerien hat hier die Entscheidung gebracht: Ein Justizministerium unter der Führung der FDP, das in den ersten 100 Tagen die Einführung eines Bestellerprinzips beim Immobilienkauf angeht, hätte bei der Unterschrift des Koalitionspapiers eigenartig angemutet. Obgleich die FDP die kleinste Regierungspartei darstellt, ist es den Liberalen  in den Verhandlungen gelungen, sich bei ihrer Wählerklientel positiv zu verkaufen. Medien feierten die Liberalen als Sieger, als Taktgeber der Ampel.

Wenige Monate später ist von der einstigen Souveränität der FDP praktisch nichts mehr übrig. Die innerlich und inhaltlich zerrüttete Partei wird zwischen den Sozialdemokraten und Grünen im Regierungsalltag zerrieben. Ein de facto wortbrüchig gewordener Christian Lindner hat sich im Tausch gegen das Finanzministerium von seinen Wählerversprechen abgewandt, die Impfpflicht zu verhindern. Marie-Agnes Strack-Zimmermann biedert sich den übrigen Koalitionären als Mitinitiatiorin eines grünen Entwurfs für die Allgemeine Impfpflicht an, während Kubicki als letzte Bastion die Fahne der Freien Liberalen einsam und allein hoch hält.

Bedenken Sie, dass es sich bei dem oben genannten Beispiel, der Frage um die Impfpflicht um eine Grundsatzfrage handelt. Ich führe die Impfpflicht an, weil diese einen  wirklich gravierenden Eckpunkt im Wahlkampf darstellte, einen Punkt mit dem Wahlwerbung betrieben wurde. Der Umgang mit dieser Frage zeigt das Regierungshandeln der Freien Demokraten, wenn sie sich gegen die beiden übrigen Koalitionäre durchsetzen müssen. Die FDP ist für Sie, mein lieber Maklerkollege, der diese Zeilen gerade liest, die letzte Hoffnung und das alleinige Bollwerk, ein Bestellerprinzip zu verhindern. Denn SPD und Grüne würden unisono für eine Änderung stimmen und diese auch vorantreiben. Nur die FDP kann eine weitere Änderung im Maklerrecht während der Ampel-Legislatur verhindern; ihnen bliebe in diesem Fall die Hoffnung, dass ab 2025 die CDU wieder übernimmt.

Über das Bestellerprinzip beim Immobilienkauf hat vor der Wahl im FDP-Lager niemand gesprochen. Der Berufsstand des Immobilienmaklers ist leider gänzlich unbeliebt in der Bevölkerung. Die FDP könnte in dieser Frage also umso leichter von ihren Werten abrücken, denn Kompromisse unter Koalitionären sind nötig.  Wie Standhaft wird Marco „Ich-kann-mich-nicht-entscheiden“-Buschmann wohl bleiben. Ihr sogenanntes Bollwerk gleicht einer Mauer trockenem Sand. Chris Kühn muss jetzt nur noch pusten, um es zu zerbröseln. Seien Sie sicher, er wird pusten. Vermutlich holt er gerade in diesem Moment schon Luft.

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Stellen Sie sich also auf eine weitere Reform des Maklerrechts ein. Bereits die Dritte in einem Jahrzehnt. Jedes Mal sind Ihnen ein paar Federn aus Ihrem vermeintlich prachtvoll gefüllten Federkleid gerupft worden. Der Öffentlichkeit und der Politik ist entgangen, dass ein Großteil der Makler schon seit Jahren auf dem letzten Loch pfeift, dass sich viele aufgrund des hohen Wettbewerbs in der Branche bereits vor 2015 kräftig gemausert hatten und neue Federn nie nachgewachsen sind. Immobilienscout & Co. rafften sie dahin, Ihre einst schönen Federn. Wie viele Makler werden nach der Einführung des Bestellerprinzips wohl nackt da stehen?

Was bedeutet ein Bestellerprinzip für Sie, Ihre Berufskollegen und die Maklerbranche?
Der Immobilienverband Deutschland hat längst erkannt, dass es für den Berufsstand „Immobilienmakler“ in den nächsten Jahren schwierig werden könnte. Um das eigene wirtschaftliche Überleben zu garantieren, hat man sich vorsichtshalber in „Die Immobilienunternehmer“ umfirmiert. Wohl dient diese breitere Aufstellung dazu, ein zu erwartendes Mitgliedersterben zu kompensieren. Auch Sie als Makler haben jetzt noch die Möglichkeit, sich breiter aufzustellen, besonders wenn Sie ein potenzielles Gesetz, das wohl Innenprovision und einen Provisionsdeckel mitbringen würde, aus ihrem derzeitigen Geschäftsbetrieb nicht kompensieren können.

Prüfen Sie, ob Sie im Verkaufsprozess ausreichend Mehrwert schaffen, um Immobilien „provisionsfrei für den Käufer“ zu vermitteln. Falls die Immobilienakquise für Sie unmöglich wird, wenn der Eigentümer 100% Ihrer Courtage zahlen muss, satteln Sie einfach um.

Werden Sie selbst Investor, Finanzvermittler, Bauträger oder gehen Sie früher in Rente und genießen Sie Ihr Leben. Wichtig ist, sich jetzt mit der „was passiert, wenn“-Fragestellung zu beschäftigen, damit sie von dem Lawinenabgang, der die Maklerbranche heimsuchen wird, nicht „plötzlich und unerwartet“ überrollt werden. Beim Reflektieren über unseren Beruf wünsche ich Ihnen alles Gute und verlinke im Nachgang noch einige frühere Beiträge von mir, die Ihnen helfen könnten!

Richard Nitzsche (M.Sc.) ist seit 2012 Immobilienmakler in Frankfurt. Nitzsche hat Finance & Economics in Frankfurt und Colorado Springs (USA) studiert. Seit 2014 betreibt er den Immobilienblog mietercoach.de , 2016 erschien der Ratgeber „Der Mietercoach“ für Mieter auf Wohnungssuche. 

 

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