Ist der Immobilien-Boom jetzt vorbei? Immobilienmarkt steht „vor großen Fragezeichen“

Von Goldgräberstimmung auf dem Immobilienmarkt ist aktuell wenig zu spüren. Letztes Jahr um diese Zeit diskutierte die Branche über explodierende Preise, über Boom, Blase und deren Platzen. Heute ist der Boom Geschichte. Man resümiert über Negativfaktoren und darüber, wie intensiv die Belastungen auf Immobilienprojekte und den Markt einwirken.  

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Das sind die Negativfaktoren auf dem Immobilienmarkt

Diese Faktoren belasten den Markt:

  • Inflation
  • in kurzer Zeit stark gestiegene Zinsen
  • der Krieg in der Ukraine und daraus Unsicherheit bei Käufern
  • unterbrochene Lieferketten, dadurch weiter steigende Baukosten und Kalkulationnsprobleme
  • generelle Unsicherheit bei Immobilienkäufern

„Der Neubau wird aus meiner Sicht zum Erliegen kommen“,
sagt Immobilienunternehmer und Projektentwickler Maximilian Wolf,
„Wir stehen an einem Wendepunkt im Markt.“ Wolf kooperiert mit zahlreichen Mitbewerbern und Investoren. Im Rahmen seines digitalen Vortrags am 18.05.2022 verweist er auf eine neue „Angst im Markt“. Bauträger hätten neue Projekte auf Eis gelegt, arbeiten daran, laufende Projekte so schnell wie möglich zu beenden. Dies ist in der derzeitigen Situation nicht einfach. Man selbst habe ein Dreiviertel Jahr auf Fenster gewartet, weil da wichtige Bauteil nicht mehr geliefert werden konnte. „Der Markt steht vor großen Fragezeichen“, sagt Wolf, eine seriöse Kostenkalkulation sei vor dem Hintergrund der extremen Unsicherheit nicht mehr möglich. Neue Bauprojekte jetzt zu beginnen bedeute ein Zocken auf bessere Zeiten. Doch wer wolle sein Lebenswerk aus den letzten zehn Jahren schon innerhalb von ein bis zwei Jahren an die Wand fahren?

„Plötzlich fragen Handwerker an, die freie Kapazitäten haben“, sagt Wolf. Ein absolutes Alarmsignal – schließlich waren die Auftragsbücher des Handwerks in den letzten Jahren prall gefüllt. Werden Projekte ausfallen oder aufgrund von Materialengpässen pausiert, muss der Handwerker den Leerlauf füllen und ruft bei ihm an. 

Immobilienmakler: Verkauf stockend, Chancen für Makler
Im Verkauf steigen die Durchlaufzeiten. Mehr Angebote werden sichtbar, weil der Immobiliendeal nicht mehr schmerzfrei unter der Hand im Bekanntenkreis des Verkäufers abgewickelt werden kann. Für Makler sei diese Entwicklung nicht gänzlich negativ, schließlich gewinne die Maklerleistung so wieder an Wert.

„Macht Euch auf einen stürmischen Herbst gefasst“, schwört Wolf die mehr als 250 Teilnehmer der Onlineveranstaltung ein. Als nachlaufender Markt erreiche die Welle die Immobilienbranche zeitverzögert, jedoch unter Umständen Juso heftiger. Jedoch gäbe es gerade in schwierigen Zeiten eine Vielzahl an Chancen, die clevere Immobilienunternehmer versilbern können.

Immobilienmarkt: Wie sieht die Zukunft aus?
Die Zinsen könnten bis Jahresende noch weiter steigen, meint Wolf, er nennt Werte zwischen 2,5% und 2,7%, betont jedoch bei der Schätzen den „Blick in die Glaskugel“. Corona könnte wiederkommen, eventuell mit neuen Lockdowns. Die Inflation könnte weiterhin klettern. Gleichwohl könne sich aber auch die gespannte Lage in der Ukraine auflösen und zu neuem Mut bei Käufern führen. 

Wolf denkt, dass Vermögende weiterhin Immobilien kaufen und verkaufen – im Bestreben ihre Aktiva bestmöglich zu verteilen. Auch Wohnraum für Familien, klassische Doppelhäuser und Reihenhäuser sollten „weiterhin funktionieren“. Er rechnet damit, dass die Mieten stabil bleiben. Trotzdem weisst er darauf hin, dass Banken bei weiter steigenden Zinsen eventuell eine Neubewertung der Sicherheiten durchführen. Daraus könnten sich im schlimmsten Fall Nachschusspflichten für Investoren ergeben – dann seien ernsthafte Verwerfungen am Immobilienmarkt denkbar. 

Mit einer soliden Strategie die Existenz winterfest machen
Der Immobilienunternehmer rät seinen Teilnehmern, sich jetzt neu aufzustellen und ihr Business mit einer soliden Strategie winterfest zu machen – es könnte ein langer Winter werden. Weiterhin seien die Erfolgsfaktoren Netzwerken, Kaltakquise, Social Media, Follow up und clevere Investments. Wie er als Immobilienunternehmer ein nachhaltiges Business betreibt, hat Wolf bereits letztes Jahr in seinem Ratgeber für die Immobilienbranche „Erfolg ist lernbar“, ausführlich zusammengefasst. 

Es ist ein neuer Ton, der auf dem Immobilienmarkt in diesen Tagen anklingt. Es ist der Singsang nach dem Boom, vielleicht sogar der Abgesang auf ein goldenes Immobilien-Jahrzehnt. Ganz im Sinne der neuen Realität schließt Maximilan Wolf seinen Vortrag mit einem pragmatischen Ratschlag an die Kursteilnehmer: Niemals sein eigenes Zuhause beleihen!“ 

Zum Autor:
Richard Nitzsche (MSc of Finance) ist Immobilienmakler in Frankfurt und Gründer des Immobilienblogs mietercoach.de .

 

Bildmaterial: Bricks und Mortar Immobilien

Richard NItzsche als Experte bei Deutschlandfunk Nova

2 Gedanken zu “Ist der Immobilien-Boom jetzt vorbei? Immobilienmarkt steht „vor großen Fragezeichen“

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