Immobilienmarkt leidet unter Inflation und Krieg: Die Themen auf der Expo Real 2022

Die Stimmung am deutschen Immobilienmarkt knirscht unter Inflation und Krieg – trauriges Neuland für die an den Boom gewöhnten Teilnehmer der Immobilienmesse EXPO REAL 2022. Die Themen der Messebesucher sind u.a. Inflation und Zinspolitik, aber auch Versorgungssicherheit und die Sicherheitslage am Immobilienstandort Deutschland wird diskutiert. Für Wohnungsinvestoren gewinnt das politische Risiko weiter an Bedeutung.  

Wenn sich Immobilienbranche ab Dienstag auf der Expo Real in München trifft, sehen sich Marktteilnehmer erstmals seit zehn Jahren mit völlig neuen Bedingungen konfrontiert. Man habe „gedämpfte Erwartungen im Markt“, titelt die Messe selbst und benennt damit die Spitze der aktuellen Entwicklung. 

Die mietercoach-Themen auf der EXPO REAL 2022

  • Inflation
  • Zinsentwicklung
  • „Energiekrieg“ und potenzielle Rezession in Deutschland
  • politisches Risiko im Segment Wohnimmobilien
  • Versorgungssicherheit
  • Sicherheitslage

Immobilienmesse unter negativen Vorzeichen: So hat sich der deutsche Immobilienmarkt verändert
Die ökonomischen Rahmenbedingungen für den Immobilienmarkt haben sich grundlegend geändert. Im vergangenen Jahr traf man sich noch vor dem Hintergrund eines Niedrigzinsumfelds. Marktteilnehmer werden in ihren Gesprächen die neuen Rahmenbedingungen aufarbeiten und Geschäfte in der Anbahnung neu bewerten.   

Zur „Bekämpfung“ der Pandemie weiteten EZB und Staaten die ohnehin überdehnte Geldmenge mit fiskalpolitischen Maßnahmen noch einmal radikal aus. In der „Post-Covid“-Ära manifestieren sich die Folgen dieser „Pandemiebekämpfung“ nun in ernsthaften Problemen. Volkswirtschaften kämpfen mit hoher Inflation, Wirtschaft und Immobilienmärkte mit steigenden Zinsen, die die Inflation eindämmen sollen. Ein Problem, das nicht nur die Eurozone, sondern auch den Dollar-Raum betrifft; jedoch kann die vergleichsweise einheitliche und dynamischere US-Binnnenwirtschaft drastischere Zinsschritte verkraften. Im Ergebnis verfällt der Euro und verteuert Importgüter, die auch in der Baubranche dringend benötigt werden. 

Wie der Ukraine-Krieg den Immobilienstandort Deutschland schwächt
Die Ukraine-Krise und das deutsche Engagement im Krieg mit Russland führt außerdem zu einer dramatischen Verschlechterung der Investitionsbedingungen am Immobilienstandort Deutschland: Der sogenannte „Energiekrieg“ befeuert nicht nur die ohnehin hohe Inflation, sie zwingt auch Unternehmen in die Knie und lenkt die deutsche Wirtschaft nach derzeitigen Prognosen in eine schwere Rezession.  

Ein „Doppelwums“ für deutsche Immobilien? Unwahrscheinlich. Eine deutliche Mehrheit der Marktteilnehmer beurteilte die Zukunft des deutschen Immobilienmarkts schon vor der aktuellen Eskalation des Ukrainekonflikts kritisch.  

Messeteilnehmer blicken überwiegend negativ in die Zukunft
Im für die Messe angefertigten Expo Real Trendindex 2022 sehen rund die Hälfte der Befragten fallende Investitionsvolumina. 26% erwarten bestenfalls stagnierende Investitionen in deutsche Immobilien. Die Faktoren „Teuerungen und Inflation“, „Zinspolitik“ und „Klimaschutz“ sind auf laut Trendindex die wesentlichen Einflussfaktoren, mit denen sich die Immobilienbranche im Jahr 2022 und in Zukunft auseinandersetzen muss. In aktuellen Gesprächen mit Marktteilnehmern mit mietercoach ist neben der Versorgungssicherheit auch die Sicherheitslage am Immobilienstandort Deutschland ein Thema, das die langfristigen Investitionsentscheidungen internationaler Investoren beeinflusst. Faktoren, die nun in die Bewertungsmodelle integriert werden müssen. 

Im Segment Investitionen in Wohnimmobilien wird neben der stark steigenden zweiten Miete auch das politische Risiko noch stärker zum Thema. Immer wieder gelangen Diskussionen zu Enteignungsphantasien in die Medien, auch das Schlagwort „Lastenausgleich“ ist in jüngster Vergangenheit gefallen. Beide Entwicklungen schwächen das Vertrauen internationaler Investoren in die langfristige Nachhaltigkeit des Immobilienstandorts Deutschland. 

Kein digitales Messekonzept: Corona ist „over“
„Hybrid will keiner!“, fasst die PR-Managerin Silvia Hendricks die Erfahrungen der vergangenen beiden Messen zusammen. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie findet die Messe wieder ausschließlich als Präsenzveranstaltung auf dem Messegelände in München statt. Die Messe findet wieder zu ihrem konventionellen Erscheinungsbild zurück und kommuniziert damit den eindeutigen Subtext: Die Corona-Pandemie ist überwunden! Als zweite Großveranstaltung reiht sich die Expo Real nach einem gelungenen Oktoberfest in München ein. Ein digitales „Corona“-Rahmenprogramm gibt es dieses Jahr nicht mehr. „(…) die Menschen wollen mehr denn je den direkten Austausch, vor allem wenn es um komplexe Produkte und Geschäftsbeziehungen geht.“, sagt der Geschäftsführer der Messe München Stefan Rummel in einer Pressemitteilung zur Ankündigung der Messe. Gerade für ausgiebiges Networking zwischen Marktteilnehmern ist die Expo Real bekannt und in der Branche beliebt. 

Zum Autor: Richard Nitzsche (M.Sc.) ist Immobilienmakler in der Metropolregion Rhein-Main. Er betreut u.a. vermögende Privatkunden bei der Allokation ihres Immobilienportfolios. Nitzsche ist Autor des Immobilienblogs mietercoach, sowie des gleichnamigen Ratgebers für Mieter auf Wohnungssuche. Besuchen Sie auch den neuen YouTube-Kanal oder treten Sie auf Twitter oder Instagram mit Richard Nitzsche in Kontakt. 

 

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