Immobilienmakler im Abschwung: Hybride Makler unter Druck

Digitale Immobilienunternehmen, sogenannte Hybridmakler sind bisher die großen Verlierer des Abschwungs am Immobilienmarkt. Mit sinkenden Umsätzen im Gesamtmarkt bröseln die Transaktionen. Die Unternehmen reagieren mit Massenentlassungen. Steht das Geschäftskonzept hybrider Makler gänzlich auf dem Prüfstand? 

Wie wird der veränderte Markt das Geschäft von Immobilienmaklern beeinflussen? Kann Digitalisierung Immobilienvermittlern helfen, potenziell negative Effekte abzufedern? Über die Zukunftschancen für den Immobilienmarkt und für Immobilienmakler diskutierten am Donnerstag vier Experten in der digitalen Gesprächsrunde REAL TALK rund um Moderator Dirk Labusch.

Hybridmakler reagieren auf Abschwung mit Massenentlassungen
Mit steigenden Zinsen, Inflation, hohen Baukosten, Lieferengpässen und wachsender Unsicherheit hat der Umschwung auf dem Immobilienmarkt bereits erste Verluste gefordert. Besonders betroffen sind die sogenannten hybriden Maklerhäuser. So musste das marketingstarke Startup McMakler bereits „massenhaft“ Personal entlassen. Besonders Bitter: Die erste Kündigungswelle wurde direkt nach der gemeinsamen Betriebsfeier ausgesprochen. Kürzlich erreichte den Markt dann die Meldung über eine weitere Massenkündigung, weitere 100 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze räumen.
Aber auch der hybridmakler Homeday gab Kündigungen bekannt. Zuletzt, so berichtete die Immobilienzeitung, hatte sich das Unternehmen von „weiteren“ 56 Angestellten verabschiedet.

Lokale Expertise im Abschwung besonders gefragt
Nach dem kometenhaften Aufstieg der hybriden Makler droht im Abschwung des Gesamtmarkts nun der tiefe Fall. „Gute Software ersetzt keine guten Makler“, muss Mit Voncke, CEO der AVIV Group, zu der auch homeday gehört, einräumen. Gerade in unsicheren Zeiten habe der Kunde einen erhöhten Beratungsbedarf, erklärt Jürgen Michael Schick vom Immobilienverband Deutschland IVD, die Expertise sei jetzt extrem wertvoll. Eine Expertise, die Kunden eventuell eher den lokalen Profis zuschreiben. Im Boom konnten Hybridmakler noch durch kapitalintensive Marketingmaßnahmen Gewinne realisieren und Marktanteile erobern.

Maklerunternehmen mit überschaubaren Kosten profitieren
In den vergangenen Monaten haben sich die Umsätze auf dem Immobilienmarkt reduziert. Diskussionsteilnehmer Prof. Dr. Harald Simons spricht von einer sogenannten „Kaufzurückhaltung“, es werde aktuell weniger gekauft und mehr nachverhandelt. Digitale Makler leiden unter den fallenden Umsätzen im Gesamtmarkt, weil sich hohe Kosten für Marketing und Personal nur bei entsprechend zahlreichen Transaktionen rentieren. In der aktuellen Situation gewinnen Unternehmen, die ihre Kostenstrukturen im Griff haben, glaubt Schick.

Wie digital muss der Immobilienmakler überhaupt sein? 
Der Abschwung könnte nun die Digitalisierungshysterie bei deutschen Immobilienmaklern perspektivisch bremsen: Wenn in einem deutschen Dorf nur einmal in fünf Jahren ein Haus auf den Markt kommt, dann muss der Makler vor Ort nicht digital aufgestellt sein, argumentiert Simons. Der Deutsche komme tendenziell ja nur ein bis zwei Mal in seinem Leben mit einer Verkaufstransaktion in Berührung. Im direkten Vergleich mit den USA sei die Umlaufhäufigkeit von Immobilien, verglichen mit Deutschland, in den Vereinigten Staaten 4-5 Mal so hoch. Aufgrund der Behäbigkeit des deutschen Marktes werde das Digitalisierungslevel hierzulande wohl keine US-Verhältnisse erreichen. Auch für Jürgen Michael Schick vom IVD ist das individuelle Netzwerk des Maklers von größerer Bedeutung, als der Grad der Digitalisierung. In der Krise besinne man sich zurück auf die Kernkompetenz. „Wir bringen Menschen zusammen, die ohne uns nicht zusammen kommen würden.“, sagt Schick.

Proptech: Mutiert der Konkurrent des Maklers zum konstruktiven Dienstleister?
Voncke von der AVIV Group deutet an, dass man sich im Proptech-Bereich noch stärker auf die Dienstleistung mit Blick auf die Unterstützung des lokalen Maklers konzentrieren wolle. Digitaldienstleister könnten helfen, die Reibung zwischen den Prozessen in der Immobilienvermarktung zu verringern. Geringerer Administrationsaufwand schaffe dem Makler die Gelegenheit, die gewonnene Arbeitszeit am Kunden zu versilbern.

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