Droht der Maklerbranche eine Kündigungswelle. Nach den Entlassungswellen bei führenden Hybridmaklern, berichtet jetzt der Tagesspiegel über Kündigungen bei Immobilienunternehmen. Im Abschwung werden die hohen Maklergebühren zum Showstopper für den Deal. Darunter leidet die Auftragslage.
Ist es Nervosität oder begründete Furcht vor einem Sturm, der die Immobilienbranche erfassen wird? Der Berliner Tagesspiegel berichtet über eine „Neuaufstellung“ von Maklerunternehmen und führt das Maklerhaus Ziegert aus Berlin als exemplarisches Beispiel ins Feld. Aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds müsse man sich von „Mitarbeitern trennen“. Die extreme Unsicherheit, befeuert von Inflation und Krieg, habe zu einer Kaufzurückhaltung auf dem Immobilienmarkt geführt, die den Auftragseingang einbrechen ließ. Nun führt für das Maklerunternehmen kein Weg an einer Restrukturierung vorbei. Ein Einzelfall? Wohl eher nicht. Auch der bekannte Immobilienmakler Colliers aus München habe sich bereits von langjährigen Mitarbeitern getrennt, führt der Tagesspiegel an und beruft sich auf einen Beitrag der Immobilienzeitung.
Im Käufermarkt werden hohe Maklergebühren zum Showstopper für den Deal
Teure Maklergebühren, die hälftig vom Käufer getragen werden müssten, entwickeln sich im neuen Marktumfeld zu einer Kaufbarriere. Perspektivisch könnte es für Immobilienvermittler ungemütlich werden. Der Beitrag im Tagesspiegel berichtet über Projektentwickler, die im sogenannten Direktvertrieb den Immobilienmakler einsparen und sich selbst um „Paketverkäufe an institutionelle Investoren“ bemühen. Der Privatkunde, der aufgrund begrenzter Finanzierungsmöglichkeiten und knappen Eigenkapitals grundsätzlich aufs Budget schaut, wird sich bei verschiedenen Angeboten am Markt auf das günstigere Angebot einschießen; hier ist der Privatverkäufer im Vorteil. So könnte es, so ein Experte zum Tagesspiegel „zu einer Marktbereinigung in der Maklerbranche“ kommen.
Immobilienmarkt im Abschwung: Der Mehrwert des Immobilienmaklers steht jetzt auf dem Prüfstand
Im fallenden Marktumfeld wird es für Makler schwerer, den Mehrwert zu schaffen, den er dem Kunden in Rechnung stellt. Weniger die Abneigung der Käufer gegen die Entlohnung des Immobilienmaklers ist die Ursache, vielmehr wird die Finanzierung zum Problem: Bei einer hälftigen Aufteilung der Maklerprovision zwischen Verkäufer und Käufer sinkt die potenziell leistbare Finanzierungssumme, sodass das Geschäft für den Käufer schlicht nicht mehr darstellbar ist. Der Makler kann den Auftrag nur „retten“ , wenn er durch seine Kompetenz finanzierbare Kaufinteressenten vorstellt, die ohne sein Zutun das Angebot nicht wahrgenommen hätten. „Der Mehrwert des Maklers kann in der Entwicklung spezifischer Finanzierungskonzepte liegen, in der Ansprache einer speziellen Kundengruppe, die keine Immobiliensuche vor Ort betreibt oder in der Fähigkeit, die bisher umausgeschöpften Potenziale der Immobilie freizulegen.“, sagt Richard Nitzsche, Immobilienmakler in Frankfurt, „für den reinen Verkäufer, der Interessenten über Internetportale aufsammelt, abtelefoniert und Objektbegehungen durchführt, könnte die Verschiebung des Marktes hin zu einem Käufermarkt tatsächlich problematisch werden.“