Immobilien sind auch bei kriminellen begehrt: Der deutsche Immobilienmarkt gilt als „Hochrisikosektor“ für Geldwäscheaktivitäten. In jüngster Vergangenheit verdichten sich die Meldungen über Geldwäsche bei Geschäften mit Immobilien. Das BKA sieht die Volumina illegaler Umsätze in Milliardenhöhe. Die EU schreitet ein, rügt die schleppende Umsetzung der be Anti-Geldwäsche-Richtlinie.
Die Meldungen über organisierte Kriminalität auf dem Immobilienmarkt reissen nicht ab! Kriminelle Clans und die Mafia nutzen Transaktionen von Wohn- und Gewerbeimmobilien zur Geldwäsche. Die Bedrohung ist nicht neu, die Risiken sind bekannt. Dennoch scheinen sich die Verdachtsfälle zu mehren: Im September vergangenen Jahres berichtet der Spiegel über dutzende beschlagnahmte Immobilien in Berlin, „die einem arabischen Clan zugerechnet werden“, im Dezember titelt das ZDF „Milliarden-Geldwäsche mit Immobilien“, eine kürzlich ausgestrahlte Sendung des SWR trägt den Titel „Mafia und Geldwäsche in Baden-Württemberg“.
So funktioniert Geldwäsche beim Immobilienhandel
Immobilientransaktionen bieten Kriminellen eine funktionale Gelegenheit, schmutziges Geld „rein zu waschen“. Das Schwarzgeld wird zuvor bei dubiosen Aktivitäten erwirtschaftet; typischerweise im Rotlicht-Milieu oder beim Drogenhandel. Hier wird ausschließlich in bar bezahlt: Der Weg des Bargeldes lässt sich schwer zum Konsumenten des gesetzwidrigen Produkts oder der frevelhaften Dienstleistung zurückverfolgen. Um das eingenommene Bargeld wieder in den legalen Finanzkreislauf einzuschleusen, dient der Immobilienerwerb. Mit dem Käufer wird unter der Hand eine Teilzahlung in bar vereinbart. Im Kaufvertrag beim Notar wird die Immobilie zu einem niedrigeren Preis veräußert. Der kriminelle Käufer verfügt nun über einen legalen Gegenwert, den er versteuern, beleihen und veräußern, oder mit dem er Mieteinnahmen erwirtschaften kann. Das Schwarzgeld befindet sich nun beim Verkäufer der Immobilie; häufig handelt es sich bei den Beziehern von Schwarzgeld aus Immobilientransaktionen um Privatpersonen, die die Summe scheibchenweise Ausgeben; beim täglichen Einkauf im Supermarkt, an der Theaterkasse oder als Geschenk für die Enkel.
BKA: Geldwäsche mit Immobilien in Milliardenhöhe
Die Stabilität des deutschen Immobilienmarktes und die langfristige Sicherheit des Vermögensstandorts Deutschland machen den deutschen Immobilienmarkt für die Internationale Geldwäsche zum „Hochrisikosektor“. Zehn Prozent der Umsätze auf dem deutschen Immobilienmarkt stehen im Zusammenhang mit Geldwäsche, glaubt das Bundeskriminalamt in einer Studie, die vom Wirtschaftsprüfer Deloitte und Touche durchgeführt wurde; das wären 25 Milliarden Euro jährlich!
EU kämpft gegen Geldwäsche: Deutschland ermahnt!
Die Problematik hinreichend bekannt. Erst kürzlich hat die EU-Kommission Deutschland ermahnt, weil die bereits 2017 beschlossene, Anti-Geldwäsche-Richtlinie nur schleppend in nationales Recht umgesetzt wird. Eine weitere Verschärfung ist im Kommen, muss bis zum 10. Januar 2020 umgesetzt sein. Die Nachbesserungen beziehen sich die sich insbesondere auf selbständige Gewerbetreibende. Zu dieser Gruppe gehören auch Immobilienvermittler.