In Miet-Exposés lesen Mieter auf Wohnungssuche häufig die Formulierung „guter Schnitt“. Der Beitrag analysiert den Schnitt im Grundriss und hilft Mietern zu beurteilen, ob der Zuschnitt der Wohnung tatsächlich sinnvoll gewählt ist. Dabei sollte der Mieter den guten Schnitt in einer Mietimmobilie nach objektiven, aber auch subjektiven Kriterien bewerten.
Der Terminus „guter Schnitt“ ist Makler-Sprach und nicht griffig definiert. Um zu verstehen, wann eine Wohnung „gut geschnitten“ ist, hilft es, sich bei der Wohnungssuche über schlechten Zuschnitt von Mietwohnungen Gedanken zu machen. Wann ist eine Wohnung also „schlecht geschnitten“?
Anzeichen, dass die Wohnung „schlecht geschnitten“ ist:
- sogenannte gefangene Räume, bekannt auch als Durchgangszimmer sind eine Indikation für einen schlechten Schnitt der Wohnung. Durchgangsräume sind in der Nutzung beschränkt, beispielsweise nicht als Schlafzimmer zu gebrauchen. Dies kostet Quadratmeter (die Sie als Mieter bezahlen müssen), schränkt jedoch die Nutzungsmöglichkeiten empfindlich ein.
- ein weiteres Zeichen für einen schlechten Schnitt sind Winkel oder (Dach-) Schrägen. Auch hier verlieren Sie kostbaren Raum, können eventuell Möbel nicht stellen. Die Wohnung wird in ihrer Gesamtheit unpraktischer. Sie verfügen über eine geringere nutzbare Fläche, als der Grundriss und die Kaltmiete, die Sie an den Vermieter bezahlen müssen, erwarten lässt.
- zu kleine Zimmer: In Makler-Sprech betiteln wir diese Räume gerne als „halbe Zimmer“. Halb ist nicht ganz. Natürlich eignet sich ein „halbes Zimmer“ laut blumigem Text im Mietexposé „optimal als Büro oder als Gästezimmer“, aber auch bei den angegebenen Nutzungsvarianten ist es nicht verboten, Räume mit praktischen Größen (ab ab 13 Quadratmeter) im Grundriss der Mietwohnung vorzufinden.
- Längliche oder schlauchförmige Küchen, die Platz für genau eine Küchenzeile (und schlecht nutzbaren, übrigen Raum) bieten, sind ein Zeichen für mangelhaften Schnitt der Wohnung.
- besonderer Betrachtung kommt dem Eingangsbereich zu: Ein gut geschnittener Eingangsbereich existiert nicht. Ist die Wohnung gut geschnitten, verfügt sie über keinen Eingangsbereich und keinen Flur. Flure sind unnötige Platzfresser. Moderne Innenarchitekten planen heute Wohnungen, deren Räume ineinander über gehen. Eventuell existiert dann eine Nische in Nähe des Einganges, um eine Garderobe zu platzieren. Der klassische, längliche Wohnungsflur – bekannt aus der Mietskasernen, die in den 60er Jahren errichtet wurden, ist nicht nur unpraktisch und altmodisch – mit Holztüren garniert ist der Wohnungsflur das ultimative Zeichen eines altmodischen Zuschnitts der Mietwohnung – zumindest verhindert er im Regelfall die oben erwähnten „gefangenen Räume“, die sich für den Bewohner noch negativer auswirken.
Nachdem Sie als Mieter nun eine Vorstellung bekommen haben, wie sich ein schlechter Schnitt im Grundriss der Mietwohnung zeigt, können Sie die Grundrisse von Mietwohnungen nun auf die Qualität des Zuschnitts beurteilen, und gute Schnitte für sich selbst definieren. Die wichtigste Indikation für einen guten Schnitt liegt im Prozentsatz der Wohnfläche, über die Sie frei und nach Ihren Vorstellungen verfügen können.
Ein guter Schnitt in einer Wohnung ist insofern von der Betrachtung und den Präferenzen des Mieters abhängig und daher nicht objektiv messbar. Das bedeutet: Wenn Sie Fan vom Wohnungsflur, oder von Schrägen im Dachgeschoss sind, ist der Wohnungsschnitt für Sie persönlich gut.