Ich schreibe diesen Beitrag unmittelbar nachdem ich von einer Wohnungsbesichtigung für eine Mietwohnung zurück gekommen bin. Heute sind mir drei Herren besonders im Gedächtnis geblieben. Zwei liefen voran, sie schauten sich eilig um, stellten kaum Fragen aber bekundeten direkt Interesse, die Wohnung zu mieten zu wollen. Ein weiterer, jüngerer Mann, schlurfte hinterher. Er trug Jogginghosen und schaute auf seinem Smartphone Fußball. Ich weiss nicht, wer sie waren, aber ich unterstelle, der Vermieter – der neben mir stand – wird die drei bei der Wohnungsvergabe nicht berücksichtigen. Es ist nur eine von zahllosen Besichtigungen, in denen ich unangemessenes Verhalten beobachtet habe. Viele Beispiele habe ich in meinem Ratgeber aufgeführt. Jedenfalls ist diese Besichtigung der Anlass für meine 2023er-Liste der NOT TO DOs in Wohnungsbesichtigungen. Also folgend findest Du eine Liste mit allem, was Du in der Besichtigung nicht tun solltest, wenn Du eine Wohnung bekommen möchtest oder wenn Du für Dich selbst zumindest eine objektive Einschätzung der Immobilie bekommen willst.
1. Unpünktlichkeit
Die Zeit ist kostbar – sowohl für Dich als auch für den Vermieter oder Makler. Zu spät zu kommen, kann einen negativen ersten Eindruck hinterlassen. Es signalisiert mangelndes Interesse oder schlechtes Zeitmanagement. Plane also genügend Zeit für die Anreise ein und berücksichtige mögliche Verzögerungen. Ich werde demnächst einmal einen Beitrag schreiben, in denen ich typische Situationen aufzähle, bei denen sich Interessenten verspäten und wie ich als Anbieter mit den Verspätungen auf meiner Seite umgehe. Leider ist es keine Seltenheit, dass sich Interessenten verspäten. Jedoch ist es eine Ausnahme, dass Interessenten, die sich verspätet haben, die Wohnung bekommen.
2. Unvorbereitet sein
Eine Wohnungsbesichtigung ist nicht nur die Gelegenheit, das Objekt zu begutachten, sondern auch Fragen zu stellen. Mache dir im Voraus Gedanken darüber, was du über die Wohnung, die Nachbarschaft und die Vertragsbedingungen wissen möchtest. Wenn der Anbieter erkennt, dass Du unvorbereitet bist, wird er Dich in der Priorität seiner Interessenten automatisch herunterstufen, weil es unwahrscheinlicher wird, an Dich zu vermieten und weil er möglicherweise genervt ist, dass Du seine Zeit verschwendest und Dir vor der Besichtigung noch nicht einmal die Lage angesehen hast.
3. Überkritisch sein
Bist Du einer dieser Nörgler? Natürlich solltest du bei der Besichtigung aufmerksam sein und kritische Fragen stellen. Aber ein zu kritischer oder negativer Ansatz kann den Vermieter abschrecken. Versuche, ein Gleichgewicht zwischen kritischer Betrachtung und Offenheit für Möglichkeiten zu finden.
4. Zu viele Begleitpersonen
Wenn der Anbieter fragt, ob sie alle zu Dir gehören, dann sind es zu viele Begleitpersonen. Willst Du eine Party veranstalten? Was glaubst Du, was Du ausstrahlst, wenn Du jede Menge Menschen im Schlepptau hast? Es ist sinnvoll, eine zweite Meinung zu haben, aber eine zu große Gruppe kann störend wirken. Beschränke dich auf eine oder zwei Begleitpersonen. Dies zeigt, dass du die Besichtigung ernst nimmst und Rücksicht auf den Vermieter und andere Interessenten nimmst.
5. Unangebrachte Fragen
Vermeide es, zu persönliche oder irrelevante Fragen zu stellen. Konzentriere dich auf Fragen zur Wohnung, zum Mietvertrag und zu den Bedingungen.
6. Die Wohnung ungefragt fotografieren
Frage immer um Erlaubnis, bevor du Fotos machst. Dies zeigt Respekt und Höflichkeit gegenüber dem Eigentum des Vermieters. Noch viel wichtiger ist dieser Tipp, wenn Du in Wohnungen besichtigst, die zum Zeitpunkt der Besichtigung noch vermietet sind. Mit ungefragten oder heimlich aufgenommenen Bildern verstößt Du sogar gegen die Persönlichkeitsrechte der Mieter.
7. Zögerliches Verhalten
Wenn dir die Wohnung gefällt, zögere nicht, dein Interesse deutlich zu machen. Ein zögerliches Verhalten kann als Desinteresse ausgelegt werden. Gleichzeitig solltest du nicht übereilt handeln. Eine ausgewogene Herangehensweise ist hier der Schlüssel.
8. Unpassende Kleidung
Dein Erscheinungsbild spielt eine Rolle. Wähle eine Kleidung, die ordentlich und angemessen ist. Du musst nicht overdressed sein, aber ein gepflegtes Aussehen kann einen positiven Eindruck hinterlassen. Zur passenden Kleidung in der Besichtigung habe ich neulich schon einmal einen Beitrag geschrieben.
9. Mangelnde Kommunikation
Kommunikation ist entscheidend. Sei höflich, freundlich und offen. Ein freundliches Gespräch kann eine positive Atmosphäre schaffen und deine Chancen verbessern. Sagst Du nichts, bleibst Du im besten Fall nicht in Erinnerung, im schlimmeren Fall machst Du einen negativen Eindruck.
10. Sofortige Entscheidung erwarten
Nur in sehr wenige erste Besichtigungen wird eine Zusage direkt ausgesprochen. Grundsätzlich gilt eine Zusage übrigens als verbindlich, selbst wenn sie nur mündlich kommt, denn der Abschluss eines Mietvertrags bedarf nicht der Schriftform. Dränge aber weder den Vermieter, noch den Makler zur Zusage. Besonders der Makler muss sich immer die Freigabe des Vermieters besorgen. Im Regelfall meldet sich der Vermittler einige Tage später oder der Anbieter bittet Dich, weitere Unterlagen einzureichen. Wenn Du mit dem Privatvermieter selbst besichtigst und dieser direkt einen Formularmietvertrag ausfüllen will – und Du Dir sicher bist, dass Du die Wohnung haben willst – herzlichen Glückwunsch!