Die immer weiter steigenden Zinsen könnten für Eigentümer zur Katastrophe werden: Während Kaufinteressenten ihren Immobilienkauf im stürmischen Marktumfeld einfach zurückstellen, sind Eigentümer, die in den letzten Jahren gekauft haben, in der Zinsspirale gefangen. Wenn die Zinsbindung ihrer Immobilienkredite ausläuft, werden sie die gestiegenen Zinsen unweigerlich treffen. In Kombination mit explodierenden Energiekosten wird die Immobilie schnell unerschwinglich, schlimmstenfalls droht der Zwangsverkauf.
Verschiedene Quellen warnen in dieser Woche vor Risiken, die im neuen Zinsumfeld aus Anschlussfinanzierungen hervorgeht. Das Handelsblatt titelt: „Eigenheim in Gefahr.“, Immobilienscout24 hat in im Rahmen einer Umfrage herausgefunden, dass ein erheblicher Anteil derer, die in den letzten zehn Jahren eine Baufinanzierung abgeschlossen haben, den Verlust der Immobilie befürchtet. Hohe Preise für Energie, die kletternde Inflation, die die Kosten der sonstigen Lebenshaltung verteuert, sowie die gestiegenen Bauzinsen mischen sich aktuell zu einem Kosten-Cocktail, der Eigentümern gefährlich werden könnte. Zudem werden Banken bei der Kreditvergabe „restriktiver“, sagt ein Experte dem Handelsblatt.
Marktbeobachter überwiegend optimistisch
Ökonom Prof. Michael Voigtländer vom IW Institut der deutschen Wirtschaft macht sich noch keine Sorgen: Eigentümer, die aktuell refinanzieren, hätten ihre Immobilie vor zehn Jahren gekauft und somit zu höheren Zinsen finanziert. Auch IVD-Verbandspräsident bleibt optimistisch. Deutsche Banken hätten „sicherheitsbewusst und konservativ“ mit Eigenkapitalanteil finanziert, sagt er dem Handelsblatt. Die Finanzierungen seien unter der Annahme eines deutlich höheren Refinanzierungssatzes geprüft worden.
Uneinheitliche Meinungen aus dem Markt
Ein Investor äußert sich zur aktuellen Marktsituation im Gespräch mit mietercoach®. Er ist selbst auf Einkaufstour: Etliche Käufer hätten kurzläufige Darlehen mit Zinsbindungen von nur fünf Jahren aufgenommen in der Erwartung, nach Ablauf der Zinsbindung hohe Sondertilgungen einzubringen. Er verweist auf die stark gestiegene Zahl der ausgeschriebenen Immobilien auf den gängigen Immobilienportalen und seine eigene Erfahrung, nach der sich im derzeitigen Marktumfeld Immobilienangebote mit erheblichen Abschlägen einkaufen lassen. Er rechne jedoch mit einer Normalisierung des Zinsanstieges und damit, dass sich die Zurückhaltung der Käufer in 2024 normalisiert.
Ein Frankfurter Investor beurteilt die Situation kritischer. Aus seiner Sicht sei es ausreichend, wenn nur ein kleiner Teil der Finanzierungen umkippen. Dies müsse zwar nicht heute oder morgen passieren, jedoch rechnet er mit einem über die nächsten Jahre weiter steigenden Zinsen und perspektivisch mit einer Korrektur der Preise, wenn „Hauseigentümer gezwungen sind, ihre Immobilien zu verkaufen.“