Droht der Immobiliencrash? Nach dem Börsencrash prognostizieren Volkswirte fallende Immobilienpreise. Befeuert durch Nullzinsen ist Marktteilnehmern bewusst, dass die Kaufpreise in Metropolen wie Frankfurt, München und Berlin zum Ende des zehnjährigen Immobilienbooms vor der Coronakrise deutlich übers Ziel hinausgeschossen waren. Die Immobilienblase könnte nun platzen. Mit dem Fortschreiten der Corona-Pandemie wird ein herber Preisrücksetzer auf dem Immobilienmarkt wahrscheinlich: Das Risiko für Investoren steigt.
„Wer nicht muss, kauft in der Krise keine Immobilie“, titelt der Focus diese Woche und prophezeit sinkende Immobilienpreise bei gleichzeitig steigenden Bauzinsen.
Immobilienpreise: Umfrage pessimistisch, Immobilienbranche erwartet Rückgang der Nachfrage und der Korrektur der Preise
Auch Marktteilnehmer blicken mit Argwohn in die Zukunft. In einer von Immobilienscout24 durchgeführten Umfrage zur „Corona-Situation“ ist das Branchenecho zu den Auswirkungen der Coronapandemie durchweg pessimistisch. Mehr als die Hälfte der Befragten erwarten fallende Immobilienpreise. 62 Prozent der Marktteilnehmer glauben, die Nachfrage nach Wohnimmobilien zum Kauf werde sich eintrüben, nur 28 Prozent beurteilen die Lage neutral oder positiv. 68 Prozent der Befragten sehen die Lage für Gewerbeimmobilien zum Kauf pessimistisch, 69 Prozent denken, die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien zur Miete werden sinken.
Kreditvergabe: Banken modifizieren Vergabestandards
Kreise berichten weiterhin, dass insbesondere kleinere Banken schon begonnen haben, Ihre Kriterien bei der Kreditvergabe den durch Corona völlig veränderten Marktgegebeneheiten anzupassen. Auch Mirjam Mohr, Vorstandsmitglied bei der Interhyp, erwartet eine Änderung des Leihverhaltens von deutschen Kreditbanken: Mit dem Fortschreiten der Krise werde es wahrscheinlicher, dass Banken „etwas höhere Anforderungen“ an Tilgung oder eingebrachtes Eigenkapital der Kreditnehmer stellen, sagte Mohr dem Focus, jedoch sei diese Entwicklung derzeit noch nicht zu beobachten.
Politische Entwicklungen machen kleinere Eigentümer nervös
In der Woche vor Ostern wächst die Nervosität von Eigentümern. Die Forderungen des SPD-Parteivorstandes nach einem Lastenausgleich im Zuge der Coronakrise schweben seit Monatsbeginn als Damoklesschwert besonders über dem Haupt der Eigentümer, die über schuldenfreie Immobilien verfügen.
Verständlich. Der erste Schock durch das Coronavirus ist abgeklungen. Die Fallzahlen steigen weniger stark an, Deutsche lechzen nach der Aufhebung sozialer Restriktionen. Während Finanzminister Scholz & Co. die Misswirtschaft von Soloselbständigen und Kleinunternehmern vor der Krise großzügig belohnt hat, startet nun bei den wirtschaftlich Gefestigten das große Nachdenken, wer die aufgelaufene Zeche nach Abklingen des Coronavirus wohl bezahlen wird. Mit Verabschiedung des Mietenmoratoriums hat die Bundesregierung im Rahmen eines „Mini-Lastenausgleiches“ bereits einen deutlichen Pfad geebnet, in welche Richtung die Reise (wieder einmal) gehen soll. Unter dem in Eile beschlossenen Krisengesetz leiden insbesondere die Eigentümer, die über unbeliehenes Immobilienvermögen verfügen, denn sie müssen die Corona-Einkommensmisere ihrer Mieter nun vorfinanzieren. Nicht selten schwingt im persönlichen Gespräch auch Unverständnis für den Kurs des Bundes mit. Denjenigen, denen ein Leben lang nahe gelegt wurde, sie sollen mit Immobilien ihre Altersvorsorge sichern, wird in der heutigen Wirklichkeit unethisches Verhalten suggeriert wenn sie das Bestreben haben, mit der Immobilie Einkommen zu generieren. Aus Angst vor schnell abstürzenden Preisen sollten sich Eigentümer, die ohnehin den Verkauf ihrer Immobilie in Betracht gezogen haben, in den nächsten Wochen entscheiden, die Immobilie auf den Markt zu werfen – in der Hoffnung, den Verkauf noch vor „der großen Welle“ abzuschließen. Hierbei wird interessant, ob die Eigentümer Abschläge auf die vor der Krise bezahlten Preise in Kauf nehmen und wie hoch diese sein werden.
Wirtschaftskrise: Wie hart trifft Deutschland die Corona-Rezession?
Institutionelle Vermieter unbeirrt
Große institutionelle Immobilieninvestoren zeigen sich aktuell noch vergleichsweise unbeeindruckt. Der Wohnungskonzern Vonovia geht nicht davon aus, dass die Coronakrise das Mitwachstum beeinträchtigen wird und verweist, angeführt im im Focus-Artikel, auf die Mietpreisentwicklung in der Finanzkrise. Im Kerngeschäft „existiere keine relevante Lieferkette, die durch Ausbreitung der Pandemie unterbrochen werden könne“, schreibt Focus online.
Neubau rechnet mit Bauverzögerungen
Im Segment Neubau wird derzeit noch produziert. Die Zeitschrift Capital berichtet jedoch, mit Bauverzögerungen sei zu rechnen, immer mehr Bauunternehmen stellen ihre Arbeit ein. Das Magazin beruft sich auf eine Pressemeldung des VPB, des Verbands Privater Bauherren. Hier heißt es, „demnächst anstehende Einzugstermine seien nicht zu halten.“ Die Baubranche kämpfe mit Lieferengpässen und Mitarbeitermangel, nachdem Arbeitnehmer unter Quarantäne gestellt sind.
Nachfrageeinbruch im Neubau befürchtet: Entwickler legen Bau-Pipeline auf Eis
Gleichzeitig liegt die Projektpipeline der Immobilienentwickler vielfach auf Eis. Einerseits berichten Kreise über verzögerte Genehmigungsverfahren, weil Bauämter derzeit lediglich mit Notbesetzungen arbeiten. Andererseits überdenken Entwickler bereits in der Planung befindliche Projekte aufgrund von Bedenken, am Absatzmarkt Verluste realisieren zu müssen. Kaufinteressenten, die den Verlust ihres Arbeitsplatzes fürchten, legen den geplanten Immobilienkauf zunächst auf Eis. Die Angst um den Arbeitsplatzverlust in der Rezession trifft insbesondere die Zielgruppe junger Familien, die von Prijektentwicklern im Regelfall Neubauimmobilien, bspw. Einfamilienhäuser, Reihenhäuser oder Doppelhaushälften erwerben.
Berichte aus dem Immobilienmarkt: Sämtliche Wochenberichte im Überblick
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