Nach der Corona-Pandemie: Immobilieninvestoren befürchten Enteignung (Immobilien-Themen der KW 19/2020)

Der Lockdown durch die Coronakrise hat die Probleme und Sorgen von privaten Wohnungsinvestoren einstweilen überschattet. Mit den Lockerungen kehren nun die zum Jahreswechsel 2020 bereits brisanten Themen im Markt für Wohnimmobilien auf die Tagesordnung zurück. Marktteilnehmer befürchten, die Coronakrise könne die Risiken für private Investoren am Wohnungsmarkt sogar noch verschärfen.

Hat die Enteignung von Eigentümern bereits begonnen?
Mit Einführung des umstrittenen Mietendeckels in Berlin sei das Fundament für die Enteignung von Eigentümern gelegt, heisst es aus dem Immobilienmarkt.  Der bekannte Immobilieninvestor Dr. Rainer Zitelmann rät in einem ausführlichen Interview mit Focus Online offen von Investments in Wohnimmobilien ab: „Eigentümer werden faktisch enteignet“, meint Zitelmann mit Verweis auf den Berliner Mietendeckel. Dieser sei jedoch lediglich der Beginn. 

Tatsächlich bringen insbesondere die SPD-Parteiführung und die Parteien des linken Spektrums regelmäßig eine neue Variante des Lastenausgleiches ins Gespräch, der darauf abzielt, die gigantischen Kosten der Coronapandemie auf die Schultern der Leistungsträger und Topverdiener umzulegen. 

Schlimmstenfalls würden die Wohlhabenden einfach abwandern, meint Zitelmann. Das investitionsfeindliche Klima in Deutschland habe sich bereits in den vergangenen Jahren abgezeichnet, die Politik greife „immer stärker in den Markt ein.“ Zitelmann rät nun zum Verkauf von deutschen Immobilien und orientiert sich selbst bei Immobilieninvestments eher hin zum US-amerikanischen Markt.

Die Politik vergesse, dass Investoren – die den dringend benötigten Wohnraum schaffen könnten – sich grundsätzlich an Renditepotenzialen orientieren: Kapitalgeber seien nicht verpflichtet, gerade in deutsche Wohnimmobilien zu investieren. Je schlechter die Perspektiven, umso eher orientieren sich Investoren in andere Märkte oder setzten andere Anlageklassen – beispielsweise auf Aktieninvestments. Zitelmann ist Immobilieninvestor, Reichtumsforscher und Bestsellerautor. 

Berliner Mietendeckel auch während der Coronapandemie in der Kritik
Unermüdlich gegen den Mietendeckel kämpft auch der BFW, Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen.  Eine Normenkontrollklage gegen den Mietendeckel sei beim Bundesverfassungsgericht eingereicht worden, informiert der Verein. Nachdem der Mietendeckel-Eilantrag im März abgelehnt wurde, sieht sich der BFW nun wieder auf Kurs: „Planungs- und Rechtssicherheit seien jetzt wichtiger denn je – auch für neue Investitionen.“, sagt Andreas Ibel, Präsident des BFW. Die Corona-Pandemie habe zudem gezeigt, dass Mieter und Vermieter Schwierigkeiten idealerweise im gegenseitigen Einvernehmen lösen. „Mit dem Mietendeckel werden Mieter und Vermieter jedoch gegeneinander ausgespielt, ohne dass die Ursachen für den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Angriff genommen werden.“

Richard Nitzsche: Makler und Autor von Mietercoach.de
Richard Nitzsche (M.Sc.) kommentiert für Sie wöchentlich aktuelle Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt. Folgen Sie diesem Blog und erhalten Sie aktuelle Beiträge direkt via E-mail in Ihr Postfach.

Hinweise, dass der Mietendeckel auch im Markt weder von Vermietern, noch von Mietern, angenommen wird, liefert ein aktueller Beitrag im Handelsblatt, wonach sich derzeit ein „Zwei-Mieten-Modell“ in Berlin etabliere. Im Inserat werde mit der teuren Angebotsmiete geworben, lediglich ein Hinweis im Fliestest der Objektbeschreibung verweise auf die Deckelung.  

Wohnungsinvestoren in Berlin müssen durch den Mietendeckel herbe Verluste hinnehmen. Der Immobilienverband ZIA habe erklärt, dass aufgrund des Mietendeckels Finanzierungen überprüften und „Banken Nachbesicherung forderten“, heisst es in dem Handelsblatt-Artikel. 

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Mietwohnungsmarkt: Zahl der neu inserierten Mietwohnungen normalisiert

Das Analyseunternehmen F+B beobachtet eine Rückkehr zur Normalität bei Anzeigenschaltungen im Markt für Mietwohnungen. Nach einem vorläufigen Einbruch der Mietwohnungsinserate haben sich die Angebotsofferten in den vergangenen Wochen erholt.
Die Ergebnisse der Erhebung dürfen jedoch kritisch diskutiert werden.

Wohnungsangebote zurück: Hat der Wohnungsmarkt die Coronakrise schon überstanden?

Unternehmensmeldung: Wohnungsgigant Vonovia derzeit noch unbeeindruckt von Coronapandemie
Der Wohnungskonzern Vonovia bestätigt die Gewinnprognose für 2020, meldet das Handelsblatt und zitiert CEO Rolf Buch. „Bedeutenden Geschäftseinbußen“ seien aufgrund der Folgen des Coronavirus derzeit nicht verzeichnet worden, heißt es in dem Beitrag weiter.
Lediglich rund ein Prozent der Mieter habe sich bislang an Vonovia gewandt und auf wirtschaftliche Nöte wegen der Coronakrise verwiesen. „In diesen Tagen hören wir oft, dass es schwierig ist, eine Prognose abzugeben. Unser Geschäft ist glücklicherweise langweilig, stabil und gut vorhersehbar“, zitiert das Handelsblatt den Vorstandsvorsitzenden. Die Meldung untermauert die Hypothese einer jüngst veröffentlichten Studie des IW Institut der deutschen Wirtschaft Köln, wonach der Markt für Wohnimmobilien höchstens mit moderaten Preiseffekten als Folge der Coronakrise zu rechnen habe. 

Wohnungsmarkt: Alles beim Alten – nur anders! (Immobilien-Themen KW 17/2020)

Szenario Hyperinflation: Werden Mietstaffeln zum Boomerang für Eigentümer?
Durch zu üppige Hilfsprogramme zur Stützung der Wirtschaft kombiniert mit einer Geldschwemme aus ultraniedrigen Zinsen und Anleihenkäufen der EZB sehen zahlreiche Experten einen beträchtlichen Zuwachs des Inflationsrisikos. Immobilien sind als eine gegen Inflation abgesicherte Anlage bekannt: Das Mietlevel lässt sich an steigende Preise anpassen. Langläufige Mietstaffeln schreiben dagegen die Miete über Jahre fest. Vom Mieter im Regelfall verfasst, binden die Staffeln auch den Eigentümer und verbieten eine über die Staffel hinausgehende Mieterhöhung – auch wenn eine potenzielle Geldentwertung dies erforderlich machen würde, um die Kosten für die Immobilie zu decken. Mit dieser Überlegung verabschieden sich Eigentümer nach dem Wiederanlaufen des Vermietungsprozesses immer häufiger vom Instrument der Mietstaffel und behalten sich freie Mietanpassungen auf Basis der Marktmieten vor.

Coronavirus: Müssen Mieter Besichtigungen zulassen?
Das Infektionsrisiko durch COVID19 macht auch vor Mietern in gekündigten Mietverträgen nicht halt: Hatte der Mieter bislang, zumeist sogar vertraglich geregelt, eine Mitwirkungspflicht bei der Nachmietersuche, wird diese durch das plötzlich aufgetretene Problem des Ansteckungsrisikos in Wohnungsbesichtigungen zumindest relativiert. Müssen Mieter trotz des Coronavirus Wohnungsbesichtigungen zulassen?  Klar ist: Mit Ausbruch des Virus müssen die Usancen im Mietwohnungsmarkt neu definiert werden. Makler reagieren auf die plötzlich neuen Anforderungen häufig mit virtuellen Besichtigungen, dennoch zeigt sich, dass nur wenige Mietinteressenten tatsächlich gewillt sind, die finale Mietentscheidung auf der ausschließlichen Basis einer digitalen Führung zu treffen. 

Wohneigentum: Eine stabile und krisenfeste Anlageform?!
In einem Kommentar bei Cash.online wirbt Jürgen Michael Schick vom Immobilienverband Deutschland (IVD) für Wohneigentum: Schick erinnert, die Vorteile Haus oder Wohnung zu besitzen würden insbesondere in wirtschaftlichen Krisenzeiten als Sicherheitsfaktor deutlich, denn das aufgebaute Vermögen liefere den wichtigen wirtschaftlichen Puffer. „Gewohnt wird immer“, zitiert Schick einen Satz, der in diesen Tagen häufig von Marktteilnehmern und Eigentümern aufgegriffen wird. Wohnimmobilien seien „eine stabile und krisenfeste Anlageform“. Vor diesem Hintergrund mahnt Schick den Misstand an, dass die Politik die Förderung von Wohneigentum jahrelang vernachlässigt habe und hofft auf mehr Impulse zur privaten Vermögensbildung nach der Coronakrise. 

Immobilien-Themen aus den vergangenen Wochen

Berichte aus dem Immobilienmarkt: Alle Wochenberichte im Überblick

Zu den Immobilien-Themen (KW 20/2020): Rückläufige Transaktionsvolumina: Coronavirus infiziert Immobilienmarkt

Zu den Immobilien-Themen (KW 18/2020): Immobilien: Investoren suchen die Chancen der Coronakrise

Zu den Immobilien-Themen (KW 17/2020): Wohnungsmarkt: Alles beim Alten – nur anders!

Zu den Immobilien-Themen (KW 16/2020): Corona killt Kaufpreise: Immobilienboom beendet

Zu den Immobilien-Themen (KW 15/2020): Coronakrise: Branche erwartet fallende Immobilienpreise – Immobilienmarkt vor dem Crash?

Zu den Immobilien-Themen (KW 13+14/2020): Corona-Alltag: Immobilienmarkt auf der Suche nach neuer Normalität

Zu den Immobilien-Themen (KW 12/2020): Coronavirus friert Immobilienbranche ein: Angst vor fallenden Immobilienpreisen

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